Vor Monaten habe ich aufgehört zu Rauchen und gleichzeitig angefangen, die ersten Angelbücher seit nunmehr 15 Jahren zu kaufen. Ein Laster ersetzt das andere und das Kippengeld geht jetzt direkt in eine kleine Angelbuchsammlung. Ein paar Gedanken und Anekdoten dazu.
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Angelbücher für den Tellerrand
Bücher haben eine besondere Bedeutung für mich und das jene bilden, wusste schon mein Großvater. Ob es ihm ein Anliegen war mich zu fördern oder meine wissbegierige Klappe wenigstens manchmal zu stopfen sei mal dahingestellt. Ich denke, es war eine Mischung aus beidem, tendenziell aber ersteres. Und so landete ich vor der Schreibmaschine und tippte Bücher ab oder wurde mit Büchern aus dem Regal versorgt. Meistens Lexika, die wollte ich unbedingt haben. Fragte Opa dann immer, was die komischen Bilder bedeuten. Eigentlich witzig. Die Antwort stand ja drin. Beschäftigung war in meiner Kindheit oft noch der eigenen Kreativität überlassen, Smartphones und das Internet gab es noch nicht.



Mein erstes Angelbuch hat mir ein Freund geschenkt. Nino. Die Idee kam wohl eher von seiner Mutter, ich war zirka 13 Jahre alt und noch immer passionierter Schwarzangler. Bis zu einem gewissen Alter wurden Kinder ohne Angelschein damals durchaus toleriert, zumindest bis zu den ersten Barthaaren, danach eher nicht mehr. Im zarten Alter von 7, als ich noch zu den angelnden Frischlingen gehörte, bin ich mit der Angelrute, Pose und Bleischroten in der Hand sogar direkt in die Arme der Angelkontrolleure am Campingplatz gerannt, denn in meiner Familie hatte niemand Ahnung vom Fischfang und die mussten mir die Montage binden.
Das ich wie die allermeisten Jungs keinen Angelschein hatte interessierte tatsächlich keine Sau. Es gab noch Tipps wohin ich werfen soll. In welcher Tiefe der Schwimmer eingestellt gehört und wie der Teig besser am Haken hält. Die Alten waren einfach nur froh, das wir Jünglinge eine Verbindung zur Natur aufbauen. So war das im tiefsten Osten kurz nach der Wende und ich plädiere dafür, das es auch gerne heute wieder so sein darf. Bis der Bart wächst. Dann gilt es, seinen Beitrag zu leisten. Meine Prüfung habe ich übrigens erst mit 23 gemacht, der Bartwuchs setzte ziemlich spät ein.


Als Grundwehrsoldat kaufte ich mir mein allererstes Angelbuch. Von Markus Pelzer. Angeln auf Karpfen*. Im Panzermuseum Munster. Da war so ein kleiner Buchladen. Hab mir auch noch was vom Ostfeldzug der Wehrmacht mitgenommen, um ein bisschen Eindruck vor den Feldwebeln und der Kompanieführung zu schinden. Wollte so die Chancen auf eine Unteroffizierslaufbahn erhöhen. Hat nichts gebracht, zu meiner Zeit wurde die Bundeswehr bereits politisch zusammengeschossen, abertausende Stellen gestrichen und kaum noch Verträge ausgeschrieben. Heute wollen die mitunter gleichen Politiker die Bundeswehr wieder wichtig reden, jene, denen es nicht schnell genug ging, die Kasernen zu schließen. Schön dämlich.

Angelbuchsammlung auch zum Selbstzweck
Zurück zu den Angelbüchern und meiner angehenden Angelbuchsammlung. Ich lese gerne. Das ist nicht verwunderlich, darum bin ich Blogger und nur ein halber YouTuber mit Videotagebüchern geworden. Die Stille des Lesens ist angenehmer, sie holt mich aus dem Alltag raus, überfordert mich nicht und sie kennt keine Reizüberflutung. Worte regen meine Fantasie an, ich zeichne Bilder im Kopf und nehme die Information auch viel intensiver wahr. Das ist von Typ zu Typ wohlmöglich grundverschieden, ich lerne von YouTube Videos aber nur halb soviel wie aus Büchern oder Blogs.
Ich will meinen Schreibstil durch Angelbücher ebenfalls verbessern. Dafür brauche ich Input von anderen Autoren, die leidenschaftlich schreiben und Angelgeschichten erzählen. Ein Bildhauer wird nur durch Inspiration und dem Stein auf den er schlägt besser, ein Autor durch Belesenheit und der Tinte, die er aufs Papier bringt. Damit ist nicht gemeint, andere Schreiberlinge zu kopieren, das gelingt auch nicht, denn der Schreibstil eines jeden Autos ist grundverschieden, die eigene Stimme wie ein Fingerabdruck. Es geht nur darum, nicht in die mechanische Betriebsblindheit abzurutschen.
Gutes Beispiel: Meine ersten Angelberichte sind noch für Suchmaschinen geschrieben und wenn ich diese teilweise seelenlose Scheisse lese, bricht mir der Füller ab. Kurze Sätze. Mechanisch. Gezwungen. Kaum Identität. Keine Ecken und Kanten. Keine lebendigen Geschichten darin und alles grenzdebil nur auf das Thema zugeschnitten. Ich schäme mich dafür. Es ist einfach grauenhaft. Wobei das Suchmaschinenschreiben in dieser Form vor ein paar Jahren unumgänglich war, sonst hätte niemand meinen Angelblog gefunden. Es war ein Pakt mit dem Googleteufel und durch solche Deals stirbt die innere Autorenstimme, der Schreibstil verwässert und die frisch aufgesetzte Tinte verblasst schneller wie der Aufstrich.
Nicht wie Maschine klingen
Das Suchmaschinenschreiben generell hat auch dazu geführt, das es mittlerweile so viele belanglose ChatGpt Angelautoren gibt. Solche, denen das Talent zum Schreiben fehlt und viele, die nur aufs schnelle Geld durch Contentplacements in Google Discover oder Facebook hinaus sind. In diesen Klub will ich garnicht erst eintreten. Ich möchte, das sich Angler an meine Texte erinnern und meiner Angelei vertrauen können. Ich meine Arbeit besten Gewissens verteidigen kann. Das unterscheidet mich auch grundsätzlich von diesen ganzen KI Botbazillen. Ich bin echt, ich bin Angler UND ich bin Autor, den du am Wasser wie vor der Schreibmaschine triffst. Deshalb ist mir diese Angelbuchsammlung so wichtig, ich will durch Angelbücher das Menschliche in mir bewahren und nicht irgendwann wie eine stumpfe Maschine klingen. Niemand wird sich an ChatGpt Texte erinnern. Wirklich niemand wird Ikeabauanleitungen zitieren.
Natürlich will ich mir ebenfalls und das ist ein weiterer logischer Aspekt, eine kleine Wissensdatenbank durch eine Angelbuchsammlung aufbauen und so die Blickwinkel anderer Angler studieren. An Regentagen einfach mal ins Regal greifen und Schmökern. Mich durch vergilbte Seiten wühlen. Ein Buch in den Wanderrucksack* feuern und es bei Pausen auf einem Heuballen lesen, der am frisch gemähten Acker steht. Ein bisschen Nostalgie in das viel zu technische Leben bringen. Das Smartphone, das ich als Kind nicht brauchte und mich mittlerweile gefangen hält, zumindest manchmal aus dem Alltag verbannen. Wieder das Kind werden, das sich selbst die Lösungen sucht. Auch dafür kaufe ich mir nun Angelbücher und lege mir eine kleine Angelbuchsammlung an.

Angelbuchsammlung mit Buchrezensionen
Mit der Angelbuchsammlung werden Buchrezensionen ebenfalls ein Thema auf meinem Blog. Ich will meine Angelbücher und die Sammlung vorstellen, wie sie wächst und was sich in meiner Schatzkiste alles befindet. Neuzugänge kurz besprechen und gelesenes ausgiebig auswerten. Damit Interessierte einen ersten Eindruck gewinnen, es gibt ja doch einige Angelbuchperlen da draußen, die ein breiteres Publikum vertragen könnten.
Geld lässt sich damit freilich kaum verdienen, für ein paar neue Bücherregale wird es aber schon reichen. Unterstützen kannst du mich dann über Buchkäufe bei meinen Partnerstores, sofern es diese Angelbücher überhaupt noch zu kaufen gibt. Vieles wird ja nicht mehr gedruckt und ist akute Mangelware. Wie das mit Sammlerstücken halt so ist. Deshalb macht das Sammeln aber auch soviel Spaß, oder? Ahja: Fischbücher nehme ich selbstverständlich mit auf, das gehört für mich zu Angeln genauso dazu.
Herzlichst, dein 16er-Haken








