Edelfische hier, Edelfische da. Überall quatscht irgendjemand von Fischen, die irgendwie besser als alle anderen sein sollen. Wie diese Tante an der Fischtheke letztens, die mir lautstark mein Gesicht phönte, das heute ganz besondere Edelfische im Angebot sind. Aber was sind denn Edelfische überhaupt? Dein Lieblingsblogger erklärt dir, was es damit auf sich hat. Viel Spaß beim Lesen!
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Edelfische sind besser gestellte Fischarten
Es gibt Dinge, die muss man nicht verstehen. Wie diese Edelfische, die so edel sind, das sie Goldstücke scheissen. Mal im ernst, mit Edelfischen sind regional relativ unterschiedlich zusammengefasste Fischarten gemeint, welche einen hohen Stellenwert in der Anglerschaft (Freizeit) oder Fischerei genießen (Kommerziell). Wohl, weil sie lukrative, besser schmeckende oder vergleichsweise einfach zuzubereitende Fische sind. Zu den Edelfischen gehören Süß und Salzwasserfische wie der Hecht, Zander, Wels, Aal, Karpfen, Stör, Heilbutt, Wolfsbarsch, Seeteufel, Thunfisch oder Lachs.
Mir ist der Begriff das erste mal als junger Bengel untergekommen, als ein halbtot aussehender Säufer mir beim Feedern am Parkteich auf den Sack ging und erklärte, das doch nur Edelfische einen Angeltag rechtfertigen. Er drückte sich natürlich nicht ganz so geschickt aus und viele seiner Worte wurden von Rülpsern übertönt, die ich heute noch riechen kann. Aber die Botschaft war klar: Abseits von Edelfischen ist doch alles andere Schrott.

Jeder Fisch ist Edel
Ich halte diese Ansicht ja eher für blödsinn und vertrete die Meinung, das alle Fische edel sind. Ob nun groß oder klein, grätenarm oder grätenreich, hübsch oder hässlich. Was macht einen Zander denn bitte edel? Der hat ne Fresse wie ein Bürotacker verbunden mit der Optik einer alten Holzbank. Oder der Wels, der ebenfalls unter die Edelfische fällt, groß und alt geworden jedoch schmeckt wie mein versifftes Baggerloch im Sommer riecht und von einigen Bundesländern sogar als Schädling eingestuft wird. Ein schädlicher Edelfisch. Hört hört. Bleib ruhig Cowboy, ich überspitze natürlich, beides sind selbstverständlich tolle und spannende Fischarten. Und der Wels ist auch kein Schädling.
Das Problem ist ein anderes und doch immer das gleiche. Irgendjemand musste wieder ein paar Schubladen bedienen, um sich selbst, sein Tagwerk oder Geschäftsfeld hervorzuheben. Denn der Logik erschließt sich, das alle Fische außerhalb des elitären Klubs der Edelfische minderwertig sein müssten. Spinnen wir den Faden doch mal weiter. Sind alle Angler, die keine Edelfische fangen wollen, minderwertige Angler? Unterliegen unsere osteuropäischen Freunde mit ihrer Liebeserklärung zum Trockenfisch aus Weißfischen dem totalen Geschmacksknopsenschaden? Wer kommt überhaupt auf so einen Stuss, Fische in edel oder weniger edel zu unterteilen. 😂😂😂
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Edelfische sind Verkaufsargumente
Wie wertvoll eine Fischart ist, sollte doch eigentlich nicht zur Debatte stehen, denn wertvoll sind sie mit ihrer ureigenen Rolle in der Natur allesamt. Genauso sieht’s auf dem Teller aus. Ein Flussbarsch wird ja eher selten als Edelfisch angeführt und jetzt packste den mal bitte auf seiner Haut (mühsames entschuppen) in die mit Butter vollgeballerte Pfanne. Da kriegen selbst Eunuchen mit dem ersten Happen einen Ständer.
Schon mal süßsauer eingelegte Rotaugen probiert? Die Gräten werden butterweich und Bratheringe flott zum Ladenhüter, so geil schmecken die. Oder Schwarzmundgrundeln, auf die ein Kumpel von mir schwört, sie regelmäßig mit der Stipprute fängt und wie Pommes frisst. Schön frittiert mit Kartoffelsalat und Bierchen dazu. Grundeln sind ungefähr so weit weg vom Edelfisch wie mein altes Fahrrad, das aus dem Keller geklaut wurde.

Kulinarisch sind die meisten Fischarten sexy, es ist halt nur so, das sich die Edelfischbande mit der richtigen Zubereitung auseinandersetzen muss. Können se nicht, also ist alles andere doof. Ferner war die Triebfeder dieser Wortschöpfung ziemlich sicher mit der Wertschöpfung verbunden. Wie beim Seelachs, der überhaupt nichts mit Lachsen zu tun hat, sich im falschen Gewand aber besser verkauft. Der Tankstellenfasan aus dem Ozean, für Konsumenten, die es nicht besser wissen. Lachsforellen schlagen in die gleiche Kerbe, deren rötliches Fleisch nur über das Zuchtfutter entsteht und an edlen Lachs erinnern soll. Und selbst der erhält sein rotes Fleisch in der Zucht. Eine Erklärung findest du hier.
Abseits dessen taucht der Edelfisch hier und da ebenfalls als Sammelbegriff in den Entnahmeregeln von Angelvereinen auf, wobei jeder Angelverein für sich definiert, welche Art denn nun ein Edelfisch ist oder nicht. Das Ausschlussverfahren wird wohl mit Flachmännern* und Geschichten aus der Nachkriegszeit im Vereinsheim vollzogen. Gewiefte Fischhändler sind dahingehend nicht weniger praktisch veranlagt. Da ist edel, was gerade an den Mann gebracht gehört. Mal so, mal so. Rechtlich oder wissenschaftlich gibt’s natürlich auch nicht viel abzuleiten vom Edelfisch, der Goldmünzen scheisst. Fazit: Ein Begriff so wertlos wie der Mund, der ihn ausspricht. So gesagt von mir, dem Edelmensch.
Herzlichst, dein 16er-Haken
Liste heimischer Edelfische
Hecht (Esox lucius)

Ein Raubfisch vor dem Herrn mit Zähnen schärfer als meine Worte es jemals sein könnten. Der Hecht ist ein geschickter Lauerjäger und frisst als Edelfisch weniger edle Fische wie Rotaugen, Rotfedern oder Brassen. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 150cm
- Gewicht: 30kg
- Lebensraum: See & Fluss
Zander (Sander lucioperca)

Der Zander hat sich den Ruf zum Edelfisch mit seinem erstklassigen Geschmack und grätenarmen Fleisch erarbeitet. Er ist ein ausgewiesener und nachtaktiver Raubfisch, der seine Beute mit den Hundszähnen fest im Griff hält. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 120cm
- Gewicht: 20kg
- Lebensraum: See & Fluss
- Beinamen: Sander, Schill, Hechtbarsch oder Stachelritter (anglerischer Volksmund)
Aal (Anguilla anguilla)

Der Brot und Butterfisch deutscher Flussangler im letzten Jahrtausend, mittlerweile ist der Aal durch die kommerzielle Überfischung und Flussverbaung allerdings vom Aussterben bedroht. Mit seinem schlangenähnlichen Körper jagt er Kleinfische in jeder noch so kleinen Lücke. Geräucherter Aal schmeckt unfassbar sexy. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 150cm
- Gewicht: 6kg
- Lebensraum: See & Fluss
- Beinamen: Aal, Gelbaal, Blankaal, Breitkopfaal oder Spitzkopfaal
Heilbutt (Hippoglossus hippoglossus)

Der König der Plattfische, mit einem Körperbau, der noch flacher als meine Wortspiele ist. Der Heilbutt lebt in den nördlichen und kälteren Weltmeeren, wo er andere Fische frisst. Geräuchert ist er eine absolute Delikatesse und wird wahrscheinlich nur deshalb im Fachhandel als Edelfisch deklariert. Ausnahmsweise zurecht, er schmeckt wirklich geil. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 400cm
- Gewicht: 350kg
- Lebensraum: Meeresfisch
- Weitere Namen: Weißer Heilbutt oder atlantischer Heilbutt
Wels (Silurus glanis)

Die Welsbestände legten in den letzten beiden Jahrzehnten ordentlich zu und mit seinem Siegeszug hat er auch in der Öffentlichkeit an Aufmerksamkeit dazugewonnen. Bei einer Größe von bis zu 300cm und einem Gewicht von bis zu 160kg nicht wirklich verwunderlich. Kleinere Welse gelten als Edelfische und sind überaus lecker, was auf große Welse (enorm hoher Fettgehalt) nur bedingt zutrifft. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 300cm
- Gewicht: 160kg
- Lebensraum: See & Fluss
- Weitere Namen: Waller oder Schaidfisch
Karpfen (Cyprinus carpio)

An Weihnachten landet der Karpfen auf vielen Tellern und für den Teller wurde er ursprünglich aus der wesentlich kleineren Wildform von Mönchen gezüchtet. Der Karpfen ist größte heimische Friedfischart, liebt warmes Wasser und kommt in Stillgewässern sowie Flüssen vor. Dort frisst er Zooplankton, Würmer, Schnecken, Muscheln oder Krebse.
- Länge: 130cm
- Gewicht: 50kg
- Lebensraum: See & Fluss
- Weitere Namen: Spiegelkarpfen, Schuppenkarpfen, Zeilkarpfen, Lederkarpfen oder Wasserschwein (anglerischer Volksmund)
Bachforelle (Salmo trutta fario)

Die Forelle ist wahrscheinlich das Synonym schlechthin für den Edelfisch und wurde von Franz Schubert gar mit einem eigenen Lied bedacht. Die launische Bachforelle lebt in sommerkühlen Fließgewässern und stellt dort vorallem Insekten und Kleinfischen nach. Wird gerne mit der Regenbogenforelle verwechselt, diese Art lebt allerdings in der Tiefkühltruhe vom Aldi. Mehr über die Bachforelle erfährst du hier….
- Länge: 110cm
- Gewicht: 21kg
- Lebensraum: Bäche, kleine Flüsse oder Gebirgsseen
- Weitere Namen: Flussforelle, Bergforelle oder Steinforelle
Äsche (Thymallus thymallus)

Die Äsche ist ein weiterer Salmonide und einer der schönsten Fische überhaupt. Besonders charakteristisch ist die lange und fächerförmige Rückenflosse, die wie eine prunkvolle Standarte wirkt. Sie lebt in kleinen bis mittleren Fließgewässern, wo sie ihrer räuberischen Lebensweise nachgeht. Der Äsche wird nachgesagt, leicht nach Thymian zu riechen. Der Geruch verfliegt beim Kochen allerdings. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 60cm
- Gewicht: 3kg
- Lebensraum: Bäche, Flüsse oder Gebirgsseen
- Weitere Namen: Mailing, Äscher oder Asch
Wolfsbarsch (Dicentrachus labrax)

Der Wolfsbarsch, auch Seebarsch genannt, ist ein räuberischer und im östlichen Pazifik, der Nordsee, dem Mittelmeer und schwarzen Meer verbreiteter Fisch. Der Loup de Mer (Wolf des Meeres) lässt die Herzen aller Gourmets höher schlagen und bringt viel Liebe auf den Teller, weshalb die Tante von der Fischtheke das Schild über seiner Birne oft mit dem Hinweis Edelfisch ergänzt. Mehr über diese Fischart erfährst du hier….
- Länge: 100cm
- Gewicht: 12kg
- Lebensraum: Meeresfisch
- Weitere Namen: Seebarsch oder Loup de Mer
Atlantischer Lachs (Salmo salar)

Der atlantische Lachs dürfte dir wahrscheinlich aus Tierdokus bekannt sein, dort siehst du ihn oft im Maul von Bären zappeln. Der Lachs lebt im atlantischen Ozean, gehört zu den Wanderfischen und zieht für die Fortpflanzung die Flüsse hinauf. Berühmt sind seine mächtigen Sprünge, mit denen er Flusshindernisse spielend leicht hinter sich lässt. Nicht nur Bären lieben sein leckeres Fleisch, auch ich kann mir ein Leben ohne Räucherlachs nur schwerlich vorstellen.
- Länge: 150cm
- Gewicht: 50kg
- Lebensraum: Meeresfisch
Rotbarsch (Sebastes norvegicus)

Der Rotbarsch ist ein Meeresfisch und in der nördlichen Hemisphäre verbreitet. Der räuberische und in schwärmen lebende Tiefseebewohner fällt nicht nur mit seiner leuchtend roten Farbe auf, er schmeckt auch pervers gut. Meine Oma bringt mir jedes Jahr geräucherten Rotbarsch von ihrem Nordseeurlaub mit und ich hoffe, das sie noch viele Urlaube erlebt. Und ich noch einige leckere Rotbarsche!
- Länge: 100cm
- Gewicht: 15kg
- Lebensraum: Meeresfisch
- Weitere Namen: Goldbarsch
Hallo Christoph,
ein wirklich bissig geschriebener Artikel, wobei ich dir in den meisten Punkten zustimmen muss.
Die Bezeichnung bzw. Unterteilung in edel und unedel drückt meiner Meinung nach nur einen mangelnden Respekt vor dem Fisch als Kreatur selbst aus.
Verstehen kann ich aber dennoch jeden Verkäufer, der damit ein paar Euro mehr verdienen möchte. Fisch als Produkt ist ja an der Theke eher unsexy, da muss dann auch mal der Name punkten. Schillerlocken klingt ja auch viel schöner als Bauchlappen vom Hundshai.
Soweit ich weiß, stammen aber diese Bezeichnungen aus England und deren langer Tradition des Angelns. Edelfische waren dort alle Fische mit Fettflosse, also Forellen, Lachs, Äsche usw. (und aus irgendeinem Grund auch die Schleie) Diese Fischarten waren dann im Grunde den Adligen und Bessergestellten vorbehalten. Ebenso die dafür erlaubte Fangmethode des Fliegenfischens.
Alle anderen Fischarten wurden zum Coarse Fishing (Friedfischangeln) zusammengefasst, diese durfte dann auch der gemeine Pöbel beangeln. Mit ihren plumpen Posen- und Grundbleimontagen.
Wie sich das mit Barsch und Hecht verhält, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass der Zander lange Zeit in England gar nicht verbreitet vorkam und daher auch keine große Rolle in der Verwertung gespielt haben dürfte. Erst die eingewanderten Osteuropäer brachten diesen Fisch nach dem Krieg mit auf die Insel.
Gruß Tim
Aus händlerischer Sicht kann ich gewisse Dinge zumindest auch nachvollziehen, wobei die Nummer mit dem Seelachs echt hart an der Verbrauchertäuschung dran ist. Stell dir mal vor, ich verkaufe dir Esel als Wagyu durch einen Pseudonamen. 😂😂😂
Rein Begrifflich ist mir der Edelfisch einfach zu arrogant, das ist derbe Schublade und davon haben wir schon zu genüge. Brasssn werden hier und da ja auch schon für manche Volksgruppen als Russenzander dekliniert, was alles, aber nicht als Kompliment gemeint ist. Ich hatte mal zwei Angler erwischt, die mit der Senke kleine Weißfische aus einem Teich holten und an Land verrecken ließen, mit der Begründung, das sie beim Satzkarpfenangeln stören. Genau so eine Scheisse kommt dabei raus, weil nicht „edel“.
Und dann ist dieser Schubladentango ebenfalls so dermaßen abhängig vom Zeitgeist und der Region. Aal war früher das Essen des armen Mannes, hat sich keine Sau für interessiert, heute biste mit zwei Aalen auf dem Teller Graf Koks. Edel ist auf einmal, was teuer und selten ist. Find ich seltsam. Gibts sicherlich viele Beispiele für, zeigt aber doch, wie wenig wert hinter dem Edelfisch steckt.
Historisch passt der Kontext, macht wahrscheinlich am ehesten Sinn, damit der dumme Pöbel nicht über sein Geburtsrecht hinaus kredenzt und oh weh des Adels edlen Fisch noch frisst. Robin Hood hatte neben dem Gold dann vielleicht auch ein paar Forellen in der Strumpfhose. 😂😂😂