Vorfachschnüre sind ein Ausdruck von Leidenschaft und mitsamt des angeknüpften Hakens der erste Kontakt zum Fisch. Ich bin bei diesem Thema Eitel und musste mir eine neue Alternative suchen, nachdem meine Lieblingsmarke die Segel strich. Mit der Guru N-Gauge Vorfachschnur fand ich schnell einen würdigen Nachfolger und wie diese sich im Test schlug, erzählt dir dein Lieblingsblogger. Viel Spaß beim Lesen!
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Neue Vorfachschnur braucht das Land
Als ich damals über die Browning Cenex Vorfachschnur einen Testbericht schrieb konnte ich es noch wissen. Viele Bilder, noch mehr Zeilen und der ganze Aufriss für ein Produkt, das nur ein Jahr später vom Markt verschwinden sollte. Naja, eigentlich ist Browning komplett verschwunden und wurde vom neuen Besitzer eingestampft. Feindliche Übernahme mit tödlichem Ausgang, des Kapitalisten liebstes Spiel. Für mich war die Nummer insofern blöd, weil ich viel Arbeit für nichts investierte, denn was nicht mehr verkauft wird, das wirft auch keine Provision ab und das ist immer das Schwert, das über meiner Testberichtbirne baumelt.
Mit Brownings abgesang ist aber noch eine weitere Lücke entstanden. Ich brauchte neue Vorfachschnur, eine die mir zusagt und meine Bedürfnisse befriedigt. Eine feine Leine für selbstgebundene Haken und Häkchen geknüpft an Mikrowirbeln beim Winkelpickern, Stippfischen, Feedern oder Matchangeln. Mein Vertrauen in Guru war dahingehend und darüberhinaus schon immer recht groß, darum fackelte ich nicht lang und kaufte mir die N-Gauge Hooklength Line im Blindflug für einen Test. Mit einem Happy End, einer hoffentlich dauerhaften Lösung und wehe irgendjemand stampft jetzt Guru ein. 👹

Features der Guru N-Gauge Vorfachschnur
Guru hat die N-Gauge ganz nach meinem Geschmack auf kleine Spulen gewickelt, was mir vor allem deshalb gefällt, weil ich Haken nebst meinem mitgeführtem Standardarsenal situativ am Gewässer binde. Kleine Spulen lassen sich einfacher Transportieren, ich stecke mir ein zwei Röllchen auch gerne mal in die Weste oder Hosentasche beim Wanderangeln. Auf der Spule befinden sich derweilen 100m Vorfachschnur, womit ich ungefähr 200 Vorfächer im Durchschnitt binde. In transparenter Farbe, wodurch sie weniger auffällig wirkt.

Guru beschreibt die N-Gauge Schnur als Durchmessergenau, Abriebfest und Tragkräftig. In Punkto Durchmesser würde ich meinen, das sie dicht an der Wahrheit dran ist. Da gibt es ja gewisse Toleranzen und bei manchen Herstellern sind gerne mal 0.02mm bis 0.03mm mehr Schnurstärke auf der Hüfte. Was mir sofort auffiel war eine fühlbare Steifigkeit, nicht dramatisch, aber doch bemerkbar. Das ist so gewollt.
Das macht auch Sinn, zumindest für 95% aller Friedfischangelmethoden, denn überweiche Vorfachschnüre mögen sich besser knoten lassen und liegen perfekt am Gewässergrund, neigen aber zu mehr Drall beim schnellen Angeln oder Verwicklungen während der Wurf sowie Absinkphase. Einige Matchangler verwenden u.a. deshalb dünnes Fluorcarbon als Vorfachschnur (häufig beim Feedern und Wagglern auf Distanz), um eben jene Einflussfaktoren auszukontern. Guru geht mit der N-Gauge den Mittelweg, sie ist weich genug, um sich dem Gewässergrund unauffällig anzuschmiegen, aber immer noch Steif genug für die anspruchsvolle Angelei.

Guru Tackle Empfehlung vom 16er-Haken
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Gesamte Range
Die Bandbreite an Vorfachstärken bei Gurus N-Gauge sind so gestaffelt, wie ich es mir als Friedfischangler wünsche. Beginnend bei 0.11mm für die feine Kleinfisch oder Winterangelei hin zur 0.15mm für das Feedern auf Brassen bis zur 0.25mm für schwere Strömungsfische oder mehrpfündige Karpfen beim Method Feedern. Die Tragkräfte reichen ebenfalls langhin aus, die Zeiten dicker Vorfachschnüre sind längst vorbei, mittlerweile bewältigen weitaus feinere Zwirne wie die N-Gauge stellvertretend eine höhere Last als die Stangenware vor 20 Jahren. Ich fange mit 0.15mm Vorfächern riesige Brassen an der Elbe, da reißt überhaupt nichts, außer meine Geduld, falls überhaupt nichts beißt.

Vorfachschnur im Praxistest
Praxistests bei Angelschnüren allgemein oder wie bei der Guru N-Gauge sind ja so eine Sache. Vieles läuft über das Gefühl und Erfahrungen ab, lässt sich nur schwer in Worte fassen und Vergleiche mit anderen Schnüren sind theoretisch toll, bringen aber leider nur nichts, wenn der Leser das Vergleichsmaterial nicht kennt.
Als Gradmesser ziehe ich daher einen Hakenbindertest* heran, mit dem ich die Knoteneigenschaften, Geschmeidigkeit und Schnurqualität beurteile. Deshalb, weil mir der Bindevorgang schnell erzählt, wie es um die Eigenschaften und Qualität einer Vorfachschnur bestellt ist. Da musst du mir also einfach vertrauen. Kannst du auch, im Gegensatz zu den ganzen Fake KI Blogs ohne Seele.

Gebunden hatte ich die Guru N-Gauge Vorfachschnur in 0.13mm, 0.15mm und 0.17mm am Mikado Sensual Super Pole* in diversen Größen. Dabei stellte sich schnell heraus, das sich die Schnur im Durchmesser unterhalb vieler gleichstark angepriesener Schnüre bewegt und noch enger am Plättchen anlag als ich es von einigen Hafensängerherstellern kenne. Unter leichtem Zug, sobald ich die Schnur durch die Wicklungen zog, bildeten sich keine Kringel, was gerne passiert, wenn zu viel Kraft aufgewendet wird oder es sich um eine minderwertige Vorfachschnur handelt. Sowas kennt die N-Gauge von Guru nicht, das spricht für Qualität.

An einem kleinen Öhrhaken band ich mit der 0.19mm N-Gauge einen Palomar, um mir die Knoteneigenschaften im Schnelltest anzuschauen. Einfach Sexy. Stringent. Gut sitzend. Sattelfest. Etwas später fing ich mit genau diesem Haken, den ich probeweise knüpfte, zwei fette Elbbrassen bei einem anderen Test (über diesen Haken) und die Wicklungen des Palomarknotens verrutschten dabei keinen Millimeter. Vertrauen ist wichtig, das Vertrauen wurde geschaffen.

Brassen und Rotaugen an der Elbe
An der 0.13mm N-Gauge drillte ich testweise einige Rotaugen unweit des Packwerks beim Feedern an der Elbe aus. Zwischen Steinen und Krabben. Abriebfestigkeit überprüfen sozusagen, mal anfühlen, wie sich die Leine macht, wenn sie mit schroffen Steinen konfrontiert ist. Damit ist nicht gemeint, das ich die N-Gauge wie Klavierseiten im Packwerk gespannt habe, sondern mir hartes Areal mit dem entsprechenden Materialverschleiß anschauen wollte.
War soweit alles gut, die N-Gauge hat Nehmerqualitäten. Selbstverständlich würde sie reißen, sobald eine scharfe Steinkante oder Muschelschale ungünstig touchiert wird, davon kann sich jedoch keine Angelschnur freisprechen.

Abschließend bin ich noch einigen Brassen im Prallwasser der Strömungskante nachgestiegen, dafür nutzte ich die N-Gauge in 0.15mm und 0.17mm auf einer Wurfentfernung von 40m. Lief wie am Schnürchen und kein Vorfachschnürchen brach. Null Drall. Keine Verwicklungen. Alles Sauber. Wobei ich mich gerade beim Tastaturpiano frage, warum ich den kleinsten und hässlichsten Brassen und nicht einen der makellosen Mollusken um die 60cm für ein Foto ablichtete, wovon es bei meinem Guru N-Gauge Test insgesamt 3 gab.
Stattdessen diese The Walking Dead Gedächtnisplatte. Hmpf. Aaaaaah! Für einen weiteren Bericht über eine Pest, die sich immer mehr an der Elbe breitmacht und den Fischen stark zusetzt. Ein Parasit, der außen anliegt und sich im Muskelfleisch verankert. Nur soviel: Es handelt sich um einen parasitären und invasiven Krebs. Mehr darüber an anderer Stelle.

Fazit vom Guru N-Gauge Vorfachschnur Test
Ich habe eine neue Vorfachschnur gefunden und bin mit der Guru N-Gauge nach meinem Test super zufrieden. Sie lässt sich gut binden, die Knoten liegen aalglatt an und halten bombenfest, sie ist weder zu weich noch zu stramm, bringt ordentlich Tragkraft mit und bedient in ihren Eigenschaften, was Selbstbinder von einer Vorfachschnur erwarten.
Über den Preis könnten wir diskutieren, Guru ist in diesem Punkt bei vielen Produkten aber ohnehin am oberen Ende der Fahnenstange angesiedelt, so auch bei der N-Gauge Hooklength Line. Ich musste knappe 7.50€ für 100m Schnur durchlegen, das ist schon eine kleine Ansage. Oder ein Döner. Aber auch der wird teurer und mal ehrlich, lieber gute Schnur wie olles Fast Food. Daher klare Kaufempfehlung für Gurus N-Gauge!
Herzlichst, dein 16er-Haken