Alle Jahre wieder fange ich Hechte beim Friedfischangeln, mal auf Mais, mal auf meine Weißfische, die vom Vorfach geschmachtet werden. Im Regelfall ziehe ich den kürzeren, das ist aber nicht immer so, wie ich von diesem Angeltag an einem kleinen See berichten kann. Ein kurzer Schnack aus dem Nähkästchen über Mais und Hecht, Fischdiebe, Erfahrungen und Erlebnisse von deinem Lieblingsblogger. Viel Spaß beim Lesen!
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Räuber auf Abwegen
Beifänge sind für Angler nichts ungewöhnliches. Raubfische, die Friedfischköder verköstigen, absichtlich oder zufällig sei erstmal dahingestellt, auch nicht. Ja, es war mal wieder soweit und ich fing einen Hecht mit Mais, als ich an meinem Lieblingssee tiefenentspannt großen Rotaugen nachstellte. Ich fing kein einziges, einige wenige davon übertreffen die magische 40cm Marke, sind aber nur so groß geworden, weil sie den Hechten nicht ins Maul schwimmen. Sie sind scheu und müssen es sein, verlangen mir all mein anglerisches Können auf allen Ebenen ab.
Weniger scheu sind Rotfedern, die Piranhas deutscher Wald und Wiesenseen im goldenen Schuppenkleid. Sie sind nie alleine, Schwärme von hunderten Fischen sind möglich. Meine Strategien sind ausgebufft, präziser als japanische Uhrwerke und trotzdem wird es mir niemals gelingen, diese Rotfedern vom Futterplatz auszuschließen. Ich kann die Menge im Zaun halten, an ihnen vorbeiangeln und mit Ködern ausselektieren, damit sind keine Boiles oder Pellets gemeint, aber ich kann sie nicht in Gänze ausklammern. Das geht nicht und wird es nie. An kleinen Gewässern stellen sich mit den Rotfedern automatisch die Hechte ein und so fängt die Geschichte von Beifängen mit Mais oft an.

Friedfischangler im Kreuzfeuer
Als Friedfischangler habe ich diese Probleme, welche Raubfischangler mit Hechten gerne hätten, öfters und nicht immer läuft es auf ein Happy End hinaus. Zumindest keines für mich, für die Hechte schon, die mir ab und zu die Weißfische vom Futterplatz oder Vorfach pflücken, wenn ich die Montage nach einem Biss einhole. Das Verhalten von Hechten ist ganz normal, eine eingeleierte Rotfeder (oder wat auch immer) sieht wie leichte Beute aus. Angeschlagen, taumelnd und rotierend wie eine Mahlzeit, die mit wenig Aufwand den Wanzt füllt.
Die Fehlerquote, die Summe aller Fehlattacken, ist bei kleinen bis mittleren Hechten trotzdem enorm hoch. Ich zähle nicht mit, aber sie erwischen wohl nur jeden hundertsten meiner Fische. Wenn überhaupt. Das erscheint mir nicht weiter ungewöhnlich und erklärt generell, warum jüngere Hechte immer wieder an gleicher Stelle in kurzen Zeitintervallen rauben. Sie brauchen mehr Anläufe, sind noch schlecht im Timing. Ein Hecht mit 60cm kann nur 3 Jahre alt sein. Größe und Lebenserfahrung gehen bei dieser Fischart nicht immer Hand in Hand.
Wobei ich Hechten nicht die Skills absprechen will und sofort Gegenmaßnahmen ergreife, denn viele verraten sich mit der ersten Attacke und springen fulminant beim Versuch aus dem Wasser, meine Beute zu erbeuten. So hoch und laut, das ich mir in die Hose scheisse und der Nervenkitzel meinen Gehirnkitzler kitzelt. Das Katz und Mausspiel beginnt und ich reize die Umsetzung meiner Angelrolle nunmehr aus, peitsche meine Fische beinahe über die Wasseroberfläche und bete bei jedem Biss, das jetzt bitte kein großes Rotauge einsteigt, auf das ein größerer Hecht einsteigt. Kapitale Rotaugen muss ich ausdrillen. XXL Hechte lieben das.
Blechköder Empfehlung vom 16er-Haken
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Es wären fast zwei Hechte gewesen
Der Hecht, den ich auf Mais gefangen hatte, kündigte sich nicht an und lungerte am Futterplatz herum. Direkt am Seegrund, dicht an meinem Futterkorb, wo die Weißfische schmatzten. Der Biss kam, als ich die Montage kontrollieren wollte, die Feederrute aufnahm und den Futterkorb mit dem ersten Kurbelschlag anliftete. Dabei entstehen Schlammwolken auf dem butterweichen Boden dieses Sees, ähnlich einem Atompilz und mittendrin steigt ein Maiskorn auf, das auf den Hecht wie ein Rotfedernauge wirken könnte. Oder eine aufblitzende goldene Flanke.
Das grelle Leuchtturmfeuer im Unterwassernebel, so stelle ich mir das bildlich vor. Eine Einladung für Meister Esox ist es allemal, was auch immer er vermutet. Glück hatte ich, weil der 14er-Haken* an der Maulaußenseite hing und der Hecht das Vorfach nicht überbeißen konnte. Das ist der Regelfall und das sichere Drillende. Dafür sorgen die messerscharfen Zähne, die wirklich ihres gleiches suchen.

Genau das ist mir tatsächlich ein Stündchen zuvor passiert, ein weiterer Hecht, weitaus größer, um nicht zu sagen an der Metergrenze und ja, mir wäre der Hechtfang beim Feedern beinahe zweimal gelungen. Der traf sofort ins Schwarze, lauerte am Ufer, genau auf meiner Drillbahn. Umso größer Hechte sind, desto geringer sind die Fehlattacken. Sie haben mehr Erfahrung. Darauf kann ich mich nicht vorbereiten, es noch nicht einmal erahnen und schneller Kurbeln auf blauen Dunst hilft auch nicht, sie werden immer schneller sein. Dieser Hecht kassierte meine Rotfeder an einer aufsteigenden Kante ein und sprang mir fast ins Gesicht, als ich die die Feederrute anhob und zuerst dachte, der Futterkorb wäre an Totholz hängen geblieben.
War kein Totholz, war ein Totmacher. Der Drill dauerte kaum eine Minute, bis er die Rotfeder ausspuckte und dabei das Vorfach durchtrennte. Das arme Ding konnte ich an der Wasseroberfläche treibend keschern, zerrupft wie ein Hühnchen, die roten Flossen in alle Richtungen zerfleddert und abgespreizt, mit Reißwunden auf beiden Flanken. Sie überlebte vorerst. Wir beide taten das. Der Schreck, wenn ein so großer Hecht vor der Nase zuschlägt und den Maisabnehmer inhaliert, ist nichts für schwache Nerven. Das folgende Bild ist ein Beispiel von einem anderen Gewässer und Angeltag, jenes beschriebene fotografierte ich nicht, weil ich darüber eigentlich nicht schreiben wollte und mich im Nachgang wie immer ärgere, es nicht getan zu haben. So ist das als Blogger oft.

Ein Erklärungsversuch, warum Hecht auf Mais gefangen wird
Warum Hechte gezielt Mais attackieren, das tun sie eher als ihn wirklich fressen zu wollen, schreibe ich logischen Verkettungen aktiver oder passiver Ereignisse zu. Eingeholter Mais rotiert am Vorfach und das genügt schon, Meister Esox unterscheidet nicht was dort schwimmt, er entscheidet nur, ob er in den Turbomodus schaltet oder nicht. Hechte sind Territorial und aggressiv, Türsteher an der Krautkante und werden auch mit Drillingen* an Maiskolben oder Hühnerkeulen gefangen. Das Verhalten ist oftmals Revierverteidigung, an kleinen Gewässern mit vielen Konkurrenten ist jenes noch vehementer und das gegen alles und jeden, vollkommen gleich ob schwimmendes Gemüse, Weißfische, Ratten oder Enten.
Direkte Attacken am Futterplatz auf Mais (oder Würmer, Maden, Boilies etc.) führe ich auf zwei Ursachen zurück. Fehlattacken auf Beutefische, wobei der Mais unbeabsichtigt eingesaugt wird und Mais, den ein Angler oder Fisch durch Flossenschläge kurzfristig aber impulsiv genug bewegt, um eine Hechtattacke auszulösen. Größere Weißfische können mit einem Schwanzflossenschlag durchaus Friedfischköder auf Vorfachlänge aufsteigen lassen und so wohlmöglich Vorlagengeber sein. Wenn ich genau überlege, sind mir die allermeisten Hechte eingestiegen, wenn ich Montagen zur Köderkontrolle einholen wollte, wobei die Einschläge immer auf den ersten Metern am Futterplatz folgten. Gebissen wie ein Brassen, Schlei oder Karpfen hatte noch keiner, das passt auch nicht zum Hecht, eher zum Aal, Wels oder Barsch.
Denn eines ist Gewiss: Der Hecht ist der einzig wahre Raubfisch, der bereits als Jüngling andere Fische jagt und nicht an Insekten, Würmern, Schnecken oder Muscheln rumlutscht. Er ist ein instinktgetriebener Spitzenjäger, vorwärtsgerichtet, pfeilschnell und tödlich. Mit Beißreflexen, sich selbst in seiner Natur unterworfenen, denn Handlungsschnelligkeit setzt nicht ewig lange Analysen vorraus, sondern blitzschnelle Aktionen im Momentum. Der Hecht ist kein Denker, er ist ein Macher und ob nun ein Maiskorn oder eine Rotfeder seinen Wirkradius durchquert, dann macht er, was Hechte machen. Die Stille durchbrechen mit einem Schwall und dem ewigen Schweigen danach.
Herzlichst, dein 16er-Haken
