Jeder Angler wird eines Tages darüber nachdenken, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen. Kann das klappen? Geld mit Angeln verdienen? Welche Einnahmequellen gibt es? Ich erkläre dir, wie du als Angler einige Euros bis hin zur Selbstständigkeit einsacken kannst, welche Herausforderungen bestehen und wie meine Erfahrungen aussehen.
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Traum vieler Angler
Ich bin dann gleich mal so unverschämt und erspare uns beiden heuchlerisches Wischiwaschi: Jep, ich verdiene Geld mit meiner Angelei! Also nicht direkt durch das Angeln selbst, dafür wird bis auf wenige Ausnahmen wohl niemand bezahlt. Aber durch meine Erfahrungen, welche sich im Textsalat widerspiegeln. Wir müssen auch nicht darüber diskutieren, ich werde mir davon keine Holzhütte am schwedischen See leisten können. Darum ging es mir in erster Linie aber auch nie. Also um die Holzhütte schon, wobei das erstmal nur ein Träumchen bleibt.
Dennoch ist es möglich, auch mit Angeln etwas Geld zu verdienen oder eine Vollzeitselbstständigkeit anzustreben. Dafür bedarf es jedoch einem langem Atem, noch längerem Reichweitenaufbau und einer riesigen Portion Leidenschaft. Denn gebratene Tauben fliegen einem nur im Märchen in den Mund und die Stories vom Garagenbastler zum Milliardär sind relativ begrenzt. Du wirst als Angler ohnehin nicht der nächste Elon Musk oder Steve Jobs, trotzdem sind Umsätze von wenigen Euros bis in den sechsstelligen Bereich durchaus machbar.
Youtube als Einnahmequelle für Angler
Youtube ist momentan das gelobte Land, wo du als Angler mit deiner kreativen Schaffenskraft gutes Geld verdienen kannst. Du transportierst dafür dein Wissen mit bewegten Bildern, fängst die Zuschauer durch dein Charisma ein, zeigst ihnen deine Gewässer und lieferst erstklassiges Entertainment mit einer herausragenden Tonqualität ab. Niemand wird dir zuhören, wenn sich dein Auftritt wie eine rammelnde Kaninchenbande im Busch anhört.
Erfolgreiches Youtuben hat seine Hürden. Ein Kameramann ist notwendig, damit du wirksam in Szene gesetzt wirst, einer flotter Schnitt verhindert, das deine Zuschauer einpennen, etwas musikalische Unterstützung belebt die Fantasie und ein gewisses Redetalent brauchst du auch noch. Einen Kameramann (mit gutem Equitment), Videoschnitt und Sprachskills zauberst du nicht einfach aus dem Anglerhut*, das alles musst du dir erstmal aneignen. Der Videoschnitt alleine kann dich schon mehrere Stunden für einen 20 Minuten Steifen in Schach halten!
Das Geld wird auf Youtube u.a. mit Adsense verdient. Dieser Werbeanbieter ist in Youtube integriert, gehört zu Google und wirft so um die 2€ bis 3€ pro 1000 Views grob zusammengefasst ab. Ein Video mit 200.000 Aufrufen erwirtschaftet also einen Umsatz von 400€ bis 600€. Mit der Zeit und einem größeren Backlog erzielen auch deine alten Angelvideos weiterhin Einkommen, wobei die Views für alte Schinken natürlich drastisch sinken. Kleinvieh macht aber auch Mist, oder?
Das große Geld wird tatsächlich mit Kooperationen verdient, welche mit Angelgeräteherstellern, Reiseanbietern, Outdoorausstattern oder Sporthändlern geschlossen werden. Theoretisch ist jedes Unternehmen dafür geeignet, sofern für deine Zuschauer zumutbar. Als Angelyoutuber kannst du dir ein netten Zuverdienst bis hin zu einer Selbstständigkeit verwirklichen, die Konkurrenz schläft aber nicht, du musst deshalb unbedingt Alleinstellungsmerkmale anbieten.
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Geld als Angelguide verdienen
Guidings sind eine weitere Möglichkeit, womit du durchs Angeln dein Geld verdienen kannst. Im Kern handelt es sich dabei um eine Dienstleistung, welche einen Wissenstransfer vollzieht. Ein erfahrener Angler führt einen Einsteiger zum Fisch und vermittelt dabei seine Technik, Taktik, Tipps und Tricks. Wissen ist Ware und diese lässt sich jeder gerne bezahlen. Das Guiding muss sich nicht nur im erklärenden Charakter bewegen, manchmal sind auch Gebietskenntnisse gefragt, wenn Kunden kapitale oder exotische Fische schnell fangen wollen.
Die Verdienstmöglichkeiten als Angelguide sind gut und hängen standesgemäß von der Nachfrage, Ausrüstung (Tackle, Boot) und permanenten Kundengewinnung ab, wofür ein gewisser Bekanntheitsgrad wichtig ist. Ein Guide muss also Kunden und Fische für sein Brot fangen. Tagestouren können dann schnell mehrere hundert Euro an Umsätzen pro Gast erwirtschaften, wobei solche Summen nur dem Spitzenfeld der professionellen Guidingbranche vorbehalten sind und dorthin zu gelangen dauert länger als ein TikTok Video.
Das Aufgabenfeld hat den mitunter höchsten Praxisanteil, der Alltag wird jedoch oft falsch verstanden. Ein Angelguide paddelt eben nicht nur im Schlauchboot* bei bestem Sonnenschein mit Bierchen im Anschlag über den See, nein, in der Realität schleppt er seinen Arsch 6x die Woche bei Sturm, Hagel, Regen und Eiseskälte ans Wasser.
Die Gäste dabei dauerhaft zu befriedigen, geschweige denn Termine und Absagen zu koordinieren, hat überhaupt nichts mit Funsessions zu tun. Wir reden hier über einen echten Knochenjob. Denn in erster Linie bist du ein Dienstleister, also jemand, der für Geld einen anderen Angler zum Fisch führt und nicht jemand, der sich fürs Zuschauen von anderen Anglern bezahlen lässt. Und das alles Rund um die Uhr!
Geld mit Angeln durch einen Blog verdienen
Eine Angelblog ist ideal für dich, wenn du ein schreibfreudiger Angler bist und dir einen netten Zuverdienst sichern willst. Du stehst als Person dabei weniger stark im Fokus als auf Youtube beispielsweise, kannst dich aber genauso kreativ austoben und deine literarischen Ergüsse mit schicken Bildern auf die Displays zaubern. Warum ich nicht auf Youtube herumstolziere? Ich bin zwar durchaus Bühnentauglich, mir fehlt aber die Leidenschaft für RTL2 Entertainment und Likebuttonbetteleien, um häufig inhaltlose ”hier hat noch niemand Fische gefangen” oder ”kapitaler Endzeithecht sprengt fast Schnur” Videos zu promoten.
Bleiben wir beim Thema: Hinter einem Angelbog versteckt sich enorm viel Arbeit, wahrscheinlich mehr als du vermutest. Ein Blogger ist Angler, Fotograph, Techniker, Autor, Suchmaschinenspezialist, Dienstleister und Teilzeitinfluencer. Jedes einzelne dieser Aufgabenfelder will zumindest beherrscht sein, wobei selten in allen Bereichen die volle Punktzahl möglich ist. Dennoch müssen alle Fäden nahtlos ineinander greifen, damit Menschen (d)einen Blog überhaupt finden, ihn dann positiv bewerten und schließlich Umsätze generieren.
Der Umsatz mit einem Angelblog wird u.a. durch Werbung, Provisionen, Beratungen, Auftragsarbeit (Produktvorstellungen, bezahlte Beiträge), Kooperationen oder Tantiemen erzielt. Wächst die Reichweichte dank kontinuierlicher Veröffentlichungen, wächst auch das Einkommen. Für einen Jahresumsatz von 5000 Euro musste ich 4 Jahre meiner Lebenszeit investieren, der Erfolg stellte sich also nicht über Nacht ein. Es vergingen viiiiiiiiiiele Monde, bevor ich meinen ersten Euro mit Angelinhalten überhaupt verdiente. Das Gefühl war dennoch unbezahlbar.
E-Books und Angelbücher veröffentlichen
Bücher oder E-Books sind eine Einnahmequelle, womit du als waschechter Angelautor deine Brötchen verdienst. Du wirst dich auf das Schreiben konzentrieren, nächtelang an der Struktur deiner Werke feilen, dich um Montageskizzen bemühen und Bilder für die Illustration knipsen. Der technische Firlefanz wie bei einem Angelblog entfällt, dein innerstes Buchstabenmonster kann sich deshalb voll ausleben und wird nicht von Nebenkriegsschauplätzen aufgefressen. Einen Computer brauchst du trotzdem, am Smartphone oder Tablet zu schreiben ist zwar machbar, aber super einschränkend. Trust me, been there, done that.
Das Umsatzpotential als Angelbuchautor kann mit vielen und regelmäßigen Veröffentlichungen nach einigen Jahren für eine Vollzeitselbständigkeit ausreichen, allerdings wird auch hier wieder ein größerer Bekanntheitsgrad wichtig. Deine Zielgruppe musst du nach wie vor irgendwie erreichen, denn ein Obststand in der dunklen Seitengasse kann die süßesten Früchte feilbieten, dennoch wird er immer weniger wie die geschmacklose Konkurrenz am Hauptverkehrspunkt verkaufen.
Du hast verstanden, was ich dir damit sagen will? Ohne Vertriebsplattform(en) schaffen es deine Angelbücher kaum über den Entwurf hinaus und verstauben dann im fensterlosen Hinterzimmer. Dich kennt keine Sau, ergo musst du die Flügel spreizen. Größere Verlage sind erst eine Option für dich, wenn du dir bereits einen Namen gemacht hast. Darum gilt: Präsenz auf Social Medias, Podcasts, Angelblogs und Co. erzeugen und so das Fundament legen. Du kannst deine Angelbücher* auch auf blauen Dunst auf Amazon oder Ebay verkaufen, wirklich erfolgreich wirst du bei der riesigen Konkurrenz dadurch jedoch nicht.
Geld mit Angelladen oder (und) Webstore verdienen
Klassische Arbeit ist nicht weniger sexy und du könntest deine Kröten genauso gut mit einem eigenen Angelladen verdienen. Hat dich diese Geschäftsidee bereits befruchtet, wirst du zwingend einen zusätzlichen Onlinestore aufbauen müssen. Die Zeiten kleiner Futterhütten oder Blinkerbuden am Stadtrand sind längst vorbei und waren auch damals oft nur wettbewerbsfähig, wenn sich die mietfreie Geschäftsfläche im Erdgeschoss von Muttis geerbter Bude befand. Ich übertreibe etwas, aber Angelläden für Kleinunternehmer waren und sind halt die Königsdisziplin.
Das Aufgabenfeld im Angelgerätefachhandel fokussiert sich auf die Beratung, Warenpräsentation, Warenannahme, Reklamation, Verkaufsprozesse (Versand, Kasse) und Buchhaltung. Hinter dem Tresen stehen und ganztägig über Gummifische* schnacken wirst du nicht, es sei denn du führst Selbstgespräche und hast keine Kunden. Ein gutes Netzwerk zu den ansässigen Angelvereinen hilft übrigens für eine langfristige Kundenbindung, damit dir so etwas nicht passiert.
Der Onlinestore, auch mittels E-Bay oder Amazon umsetzbar, erreicht Kunden außerhalb deines Einzugsgebiets und erweitert das Umsatzpotential vielfach. Unter Umständen kann dein Angelgeschäft mit der Zeit eher einem Lager gleichen, weil du vermehrt Ware digital verkaufst. Mit etwas Grips, einer guten Positionierung am Markt und Mut kannst du gutes Geld mit einem Angelladen + Webstore verdienen, wobei es mit einem gewissen Startkapital und Risiko verbunden ist.
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Teamangler oder Marketingbotschafter
Etwas schwieriger einzuordnen sind Teamangler oder Marketingbotschafter, welche in welcher Form auch immer ihre Unternehmen unterstützen und von jenen bezahlt werden. Mit Bobb Nudd (ehemals Browing) und Steve Ringers (Guru) sind mir nur zwei Personen aus meinem Dunstkreis geläufig, deren Lebensunterhalt sich vorwiegend durch das Angeln finanziert. Allerdings müssen sich auch diese beiden Koryphäen einer gewissen Medienpräsenz unterwerfen, hauseigene Produkte vorstellen oder auf Messen ihre Firmenflagge hissen. Aber immerhin: Es sind vollzeitbeschäftigte Vollzeitangler.
Klassische Teamangler verdienen mit ihrer Angelei dagegen selten Geld und erhalten allenfalls Aufwandsentschädigungen für Messetätigkeiten (Anreise, Übernachtungen) oder anderwärtige Strapazen. Entlohnt wird eher mit Rabatten, Produkten oder Shopguthaben. Das einzige was also klimpert, sind die Drillinge* in der Köderdose. Als Kickstarter für die eigene Angelkarriere machen Teamanglerschaften zwar durchaus sinn, auf lange Sicht sind sie aber nur ein kostengünstiges Werbewerkezeug für Unternehmen. Fazit: Als Teamangler wirst du kein Geld mit Angeln verdienen, ziehen wir die Sache nicht unnötig in die Länge.
Geld als Wettkampfangler verdienen?
Als Wettkampfangler sein Geld zu verdienen ist in Deutschland quasi unmöglich (rechtlich), in vielen anderen Nationen jedoch die gelebte Realität. In den USA können Angler sogar mehrere Millionen Dollar pro Jahr gewinnen, wobei die Freizeitfischerei dort sowieso einen gottgleichen Stellenwert hat. In Europa ist mir nur England bekannt, wo Geldpreise im mittleren fünfstelligen Bereich einspielbar sind, obgleich es dort nur wenige dieser Veranstaltung gibt. Fazit: Als Wettkampfangler wirst du in Europa nicht auf den grünen Zweig kommen und mit Angeln kein Geld verdienen.
Angelinfluencer auf den Sozialen Medien
Die unsozialen Medien wie Facebook oder Instagram haben eine besondere Spezies hervorgebracht, die sogenannten Influencer. Diese sich gegenseitig kopierenden Likebuttonknechte versprechen dir das blaue vom Himmel, hängen sich Boilies vor die Titten, können selten ein Rotauge von der Rotfeder unterscheiden oder einen Knoten beim Namen benennen. Es sind die Reichweiten und Verkaufsprofis in der digitalen Kloake.
Das Einkommen eines Angelinfluencers wird hauptsächlich durch Provisionen (Affiliate) und Kooperationen erzielt und ist an die Reichweite geknüpft. Dafür jagt der Influencertroll von Trend zu Trend, präsentiert sich wöchentlich mit den größten Fischen und setzt auf spannungsgeladene Spaltungsthemen (Kormoran, Grüne, Spotficker, Angelplatzgeier, Catch & Relase, Fangfotofledderei). Influencer bieten auch gerne miserable Guidungs an, wobei sich diese Hartgeldn*tten sowieso für jede Scheisse verkaufen.
Natürlich gehört nicht jeder Influencer in diese Kategorie, es gibt auch gute Jungs und Mädels mit nachhaltiger Zielgruppenarbeit. Jene Angelinfluencer sind es auch, welche nach Jahren mehr als 50.000 Follower aufweisen und regelmäßig Geld mit ihrem Content vom Angeln verdienen. Bezahlte Beiträge können dann durchaus einige Tausend Euro im Monat erwirtschaften, zuzüglich Merchandise und dem ganzen Schnickschnack. Allerdings kann Instagram oder Facebook einem auch ganz schnell den Saft abdrehen und es wird nur noch eine kurze Schweigeminute verdient.
Herzlichst, dein 16er-Haken
Danke für die spannenden Einblicke!
Immer wieder gerne! 🤗
Gruß Christoph