Der Rapfen (Leuciscus aspius), regional auch als Schied bekannt, ist der einzige Raubfisch aus der Familie der Weißfische. Er lebt in kleinen wie großen Flüssen und hat sich auf die Jagd an der Wasseroberfläche spezialisiert. Sein kraftvoller und stromlinienförmiger Körperbau ist dafür auch prädestiniert, welcher nebst der Strömung ebenfalls Anglern die Stirn bietet. Was du über den Rapfen wissen musst, erkläre ich dir im Steckbrief und der Fischkunde. Viel Spaß beim Lesen!
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Steckbrief Rapfen
Name: | Rapfen, Schied |
Lateinischer Name: | Leuciscus aspius |
Englischer Name: | Asp |
Ordnung: | Karpfenartige (Cypriniformes) |
Unterordnung: | Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei) |
Familie | Weißfische (Leuciscidae) |
Gattung: | Leuciscus |
Verbreitung: | Europa |
Max. Länge: | 130cm |
Max. Gewicht: | 13kg |
Körperbau: | langgestreckter und seitlich abgeflachter Körper |
Lebensweise: | Raubfisch |
Lebensraum: | Fließgewässer |
Körperbau, Aussehen und Merkmale
Der Rapfen hat einen langgestreckten, seitlich abgeflachten und kräftigen Körperbau. Ältere Fische entwickeln darüber hinaus häufig einen hochrückige Körperform (Buckel), welche urzeitlich massiv erscheint. Der Kopf läuft nahezu spitz zu, das oberständige Maul ist tiefgespalten und reicht weit bis hinter die relativ kleinen Augen. Der Rapfen hat keine Zähne. An der Seitenlinie sind 65 bis 73 mittelkleine Rundschuppen zählbar.
Die Körperfärbung hängt vom Lebensraum und Alter ab. Ältere Fische wirken oft uriger und besitzen ein etwas dunkleres Schuppenkleid. Die Rückenpartie ist zumeist olivgrün, bläulich bis messingfarben gefärbt, die Flanken sind silbern bis messingfarben und können gelblich schimmern. Der Bauch ist weißsilbern. Die Brust, Bauch und Afterflosse besitzen eine gräuliche, mattschwarze oder burgunderrote Färbung.
Erkennungsmerkmale Rapfen zusammengefasst:
- Körperbau: langgestreckter und seitlich abgeflachter Körper
- Körperfarbe: olivgrüner, bläulicher bis messingfarbener Rücken, silberne bis messingfarbene Flanken und silbrigweißer Bauch
- Flossenfarbe: gräuliche, mattschwarze oder burgunderrote Brust, Bauch und Afterflosse, Rücken und Schwanzflosse gräulich bis schwarz
- Schuppenart: Rundschuppen
- Schuppengröße: Mittelklein
- Schuppenanzahl Seitenlinie: 65-73
- Maulstellung: oberständig
- Flossenformel: D III/8, A II/14, P I/16, V II/8-9
Größe, Gewicht und Rapfen Rekord
Der Rapfen kann eine Größe von 130cm und ein Gewicht von 13kg erreichen. Solche Exemplare sind äußerst selten und ihren Artgenossen genetisch weit überlegen. Durchschnittliche Fische sind etwa 50cm lang, 900g schwer und 5 Jahre alt. Zwischen dem Milchner (weiblich) und Rogner (männlich) bestehen keine Größenunterschiede.
Der derzeitige Rekord Rapfen mit einem Gewicht von 12,76kg bei einer Länge von 126cm wurde 2016 in der belarussischen Düna gefangen. Dieser Fisch wurde verwogen und zumindest mit einem Foto dokumentiert, allerdings ist die Faktenlage wie immer zweideutig. Der in Deutschland gemeldete Rekord ist auf das Jahr 1983 datiert, kommt aus der Spree und brachte 10,3kg auf die Waage.
Maximales Alter und Wachstum
Rapfen können in freier Wildbahn und guten Bedingungen ein Alter von ca. 25 Jahren erreichen. Das Wachstum wird dabei maßgeblich vom Nahrungsangebot (Futterfischbestand), den Wassertemperaturen (Region) und der Genetik beeinflusst, dennoch ist eine Tendenz ableitbar. Wie schnell ein Rapfen im Jahr durchschnittlich wächst, kannst du aus der Tabelle entnehmen:
Alter | Länge | Gewicht |
---|---|---|
1 Jahr | 12cm | 80g |
2 Jahre | 22cm | 130g |
3 Jahre | 35cm | 350g |
5 Jahre | 50cm | 900g |
7 Jahre | 65cm | 1700g |
9 Jahre | 75cm | 4500g |
11 Jahre | 80cm | 6000g |
13 Jahre | 90cm | 7000g |
15 Jahre | 95cm | 8700g |
20 Jahre | 100cm | 11500g |
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Verbreitungsgebiet
Das Verbreitungsgebiet vom Rapfen erstreckt sich vom südlichen Skandinavien, zentralen Europa bis zum westlichen Uralgebiet. Gute Bestände in Deutschland sind in den großen Flüssen wie dem Rhein, Main, der Elbe oder Donau vertreten. In osteuropäischen Gefilden sind die Donau und Wolga für ihre guten Rapfenpopulationen bekannt.
Lebensweise vom Rapfen
Rapfen sind strömungsliebende und tagaktive Raubfische. Jungfische führen noch eine schwarmorientierte Lebensweise und halten sich eher im ruhigeren Flusswasser auf, als solches Buhnenfelder, Außenkurven oder Häfen. Ausgewachsene Rapfen sind Einzelgänger und bevorzugen eindeutig die härtere Strömung, wo der Fluss druckvolles Wasser führt.
Als ausgezeichneter Jäger stellt er kleineren Fischen mit seinem herausragenden Sehsinn und einer unüberhörbaren Explosivität nach. Ein lauter Knall im Wasser verrät, wo der Rapfen gerade raubt. Insbesondere der Ukelei (Laube) steht auf dem Speisezettel, der sich größtenteils ebenfalls im oberen Gewässerdrittel bewegt. Im Winter ziehen Rapfen wenn möglich in ruhigere, tiefere und weniger turbulente Nebengewässer (Häfen, Altarme, Kanäle).
Schon gewusst?
Der Rapfen ist der einzige Vertreter aus der Familie der Weißfische, welcher anderen Fischen aktiv nachstellt und eine räuberische Lebensweise führt. Weißfische sind normalerweise auf Kleinstlebewesen spezialisiert und fressen Insektenlarven, Muscheln, Schnecken, Krebstiere oder Würmer. Der Rapfen hat sich in eine andere Richtung entwickelt und ist wie seine Verwandtschaft im Frontbereich zwar zahnlos geblieben, dennoch wurde er über die Jahrtausende ein erstklassiger Jäger!
Natürlicher Lebensraum
Der Rapfen bevölkert vorwiegend mittlere und größere Flüsse mit wechselhaften Strömungsverhältnissen. Jene Fließgewässer gehören vor allem der Barben und Brassenregion an und werden als Flachlandflüsse bezeichnet. Dennoch können kleinere Populationen auch in Stillgewässern vorkommen, eine Besiedlung geschieht dann zumeist durch Hochwasserlagen der umliegenden Flüsse.
Ansprüche an den natürlichen Lebensraum hat auch der Rapfen. Jüngere Fische benötigen deckungsreiche Uferzonen (Packwerk, Schilfbänke) oder Flachwasserpassagen (Buhnenfelder), wo Unterstände und Nahrung gegeben sind. Ebenso wichtig sind Kiesbänke mit stark überströmten Wasser, wo gelaicht wird und die Larven einige Zeit im Kieslückensystem heranwachsen können.
Natürliche Nahrung
Rapfen sind explosive Räuber, welche sich im zunehmenden Alter immer mehr von oberflächennahen Kleinfischen ernähren. Jungtiere sind in den ersten Lebensjahren noch etwas opportuner und fressen Insekten, Insektenlarven und Kleintiere aller Art. Ältere Rapfen kennen keine Schonkost und erbeuten je nach Lebensraum u.a. Rotaugen, Rotfedern, Lauben, kleinere Alande oder Döbel. Manchmal auch Frösche oder Mäuse, wie Auswertungen von Mageninhalten zeigten.
Das Jagdverhalten ist dabei einmalig, denn selbst die größten Rapfen jagen im knietiefen Wasser entlang der Uferzone. Jenes Schauspiel, welches ich jedes Jahr an meiner Elbe beobachten kann, wird immer mit einem lauten Knall im Flachwasser vollzogen und nicht selten landen Beutefische durch ihren Fluchtreflex (Sprung) sogar am Ufer.
Funfact: Vor einigen Jahren peitschte ein großer Rapfen das Wasser genau vor meinen Füßen auf, ich verabschiedete mich zeitgleich gedanklich von meinen liebsten und sah mich schon im Schlund eines Elbkrokodils für immer verschwinden. 😂😂 😂
Natürliche Feinde
Rapfen haben natürliche Feinde und werden von anderen Raubfischen oder Raubvögeln gefressen. Jungtiere sind häufig die Beute von Barschen, Hechten, Zandern oder Aalen. Größere Rapfen fallen allenfalls noch Hechten sowie Welsen oder wo vorhanden, dem Fischotter zum Opfer. Kormorane und Graureiher sind fischfressende Vögel, welche ebenfalls die Bestände mit raffinierten Jagdtechniken lichten. Als Kannibale erste Güte werden ebenso die kleineren Artgenossen gefressen.
Laichzeit und Fortpflanzung vom Rapfen
Rapfen laichen je nach Wassertemperaturen von April bis weit in den Juni hinein. Bereits im Frühjahr, manchmal schon im späten Februar, entwickelt der männliche Rapfen einen arttypischen Laichausschlag. Diese weißen Pickelchen fühlen sich reibebrettartig an und können vom Kopf bis zur Schwanzflosse verlaufen.
Die Eiablage findet in der Strömung über Kiesbänken statt, welche die Fische gezielt aufsuchen. Dafür werden auch Wanderungen in kleinere Nebenflüsse oder Kanäle unternommen. Nach einer kurzen Balz legt das Weibchen die Eier über dem Kiesbett ab, sie sinken zum Flussgrund, haften dort an und werden vom Männchen besamt.
Innerhalb von 14 Tagen bis 21 Tagen, abhängig von den Wassertemperaturen, schlüpfen die Larven. Die ersten Lebenstage verbringen die Jungfische noch im Kieslückensystem, danach verdriften sie mit der Strömung in ruhigere Flussbereiche. Dort fressen die Rapfenlarven anfänglich tierisches Plankton und Kleinstlebewesen, nach 12 Wochen dann bereits die Brut anderer Fischarten. Der Rapfen erreicht die Geschlechtsreife ab einem Alter von 4 Jahren bis 5 Jahren.
Kreuzungen mit anderen Weißfischen
Rapfen können sogenannte Hybriden ausbilden, es kann also zur Kreuzung mit anderen Weißfischarten kommen. Der Bastard vereint oft die Erkennungsmerkmale beider Fischarten, kann sich selbst aber nicht fortpflanzen. Solche Hybriden sind an manchen Gewässern keine Seltenheit, wenn geeignete Laichplätze gering sind und von allen Weißfischarten frequentiert werden. An meiner Elbe fange ich zumeist Kreuzungen zwischen Alanden und Rapfen.
Angeln auf Rapfen
Das Angeln auf Rapfen wird hauptsächlich mit an der Wasseroberfläche geführten Kunstködern praktiziert. Jene Topwaterbaits werden mit maximalem Tempo durch den Fluss gejagt, um die explosiven Attacken zu provozieren. Ein Biss kommt dann oft wie aus dem nichts und entlädt sich brachial auf der gesamten Angelausrüstung. Typische Rapfenköder sind Blinker, Pilker, Popper oder Stickbaits. Der Zocker* ist ein weiterer Topköder und absoluter Klassiker.
Das Angelgerät für Rapfen ist an sein Jagdverhalten angepasst. An großen Flüssen sind Spinnruten zwischen 2.70m bis 3.00m mit Wurfgewichten bis 60g ausreichend. Eine Rolle muss in der Lage sein, den Köder im oberen Gewässerdrittel blitzschnell einzuholen, dafür wird eine höhere Übersetzung (6:1) sowie ein größerer Schnureinzug (~100cm) benötigt. Geflochtene Hauptschnüre* in 0,10mm und Fluorcarbonvorfächer ab 0,30mm sind die gängige Praxis.
Bedeutung als Speisefisch
Der Rapfen ist geschmacklich zwar ein annehmbarer Speisefisch, das Fleisch ist allerdings mit unzähligen Y-Gräten durchsetzt. In meiner Heimat, der wundervollen altmärkischen Elbregion, wird er deshalb oft zu Fischfrikadellen verarbeitet. Einige meiner Anglerkollegen ziehen einen geräucherten Rapfen allerdings auch einem geräucherten Aal vor. Mancherlei Mund beißt wohl gerne in einen Igel. 😀
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Gefährdungssituation
Der Rapfen ist in seinem Bestand derzeit nicht gefährdet, allerdings sind seine Lebensräume durch eine beständige Gewässerverbauung zunehmend bedroht. Besonders Stauanlagen (Wehre) schränken die Laichmöglichkeiten ein und tragen dazu bei, das sich die Fische nicht mehr ausreichend Fortpflanzen können.
Herzlichst, dein 16er-Haken