Selbst ist der Mann und manchmal muss er das auch sein, denn nicht immer sind Angelgewässer ohne händisches Zutun zugänglich. Mein liebster Teich ist so ein Problemfall und mit Kraut sowie Algen dermaßen im Sommer zugeschossen, das kein Weg am Freiharken für eine brauchbare Angelstelle vorbei führt. Dein Lieblingsblogger erzählt dir, was er dabei erlebt, erfahren und gelernt hat. Viel Spaß beim Lesen!
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Kraut bis zur Decke
Kleine Teiche sehen immer so malerisch aus. Besonders in Katalogen oder Werbeanzeigen. Ein kleiner Steg inmitten grüner Idylle durchbricht das Ufer, links und rechts türmen sich Schilfreihen auf, einige Weiden spenden wohltuenden Schatten und alles wirkt wie feuchte Sommerträume. Das Wasser ist glasklar, beinahe tiefblau und die Kieselsteine in der Teichmitte könnte man schon vom Parkplatz aus zählen. Hach wie schön. Hach wie unrealistisch.
Die meisten Angelteiche sind versifft. Sind wir mal ehrlich. Von Mai bis Oktober mit Kraut zugewuchert, überall liegt Totholz rum. Am Ufer und Teichgrund. Das Schilf ist vor allem die Startrampe für kiwigroße Mücken, die pünktlich mit den ersten Rotfedern nach der Startfütterung beißen. Schatten spenden die Weiden zwar in jedem Falle, in vielen Fällen hängen einem die Weidenäste aber auch im Gesicht herum. Lange Angelruten sind hier oft Fehl am Platz und sowieso, ein richtiger Angelplatz fehlt ohne Eigeninitiative oft.

Mit Harke und Wasserschuhen
Ich habe so einen kleinen wilden Teich vor der Haustür, kaum 5 Minuten Fußweg entfernt. Er liegt gewissermaßen am Stadtrand und nur wenige Menschen beangeln ihn. Wegen dem Kraut und salopp gesagt bescheiden Fischbestand. Das ändert nichts daran, das es eines meiner liebsten Gewässer ist und ich dort gerne abschalte, die Akkus auflade, in Gedanken bade und mir die Sonne auf den Buckel scheinen lasse.
Angeln konnte ich an meinem Teich während der Sommermonate dieses Jahr nur, weil ich mir mühsam eine Stelle meterweit durch das Kraut bis beinahe in seine Mitte freigeharkt habe. Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich das machen. Mit Wasser bis knapp zu meinem Bauchnabel an der tiefsten Stelle. Und Schlamm, der mir bis zum Knöchel ging. Das hatte ich so nicht erwartet, der Untergrund kam mir beim Angeln all die Jahre immer fester vor. Damit kommen wir zum ersten Punkt, den ich beim Freiharken von Kraut am Teich gelernt habe.

Jede Menge Glas beim Freiharken von Kraut am Teich
Überall kann Glas liegen, darum empfehle ich an verkrauteten Teichen oder allgemein Angelgewässern, obgleich sie den Eindruck weniger Besucher erwecken, Wasserschuhe mit dicker Sohle zu tragen. Am Ufer sammelte ich mit der Zeit einen gefühlten Bierkasten an Scherben ein, auf halber Strecke in den Teich hinein noch zwei alte Schnapspullen, die dort wohl schon etwas länger lagen. Ein paar Meter rechts von mir schimmerte etwas im Teichwasser, war ein alter silberner Laptopbildschirm, die Tastatur fehlte allerdings. Einen (großen) Teppich entdeckte ich ebenfalls und wie ich den herauswuchte, weiß ich noch nicht.
Mit den Glasscherben ist das jedenfalls so eine Sache. Etliche kamen nur zum Vorschein, weil ich einen grünen Algenteppich genau am Ufer meiner Angelstelle zur Seite schob und dabei das Sediment darunter umschichtete, das sich mit der Zeit über die Scherben legte. Selbst nach vielen Wochen finde ich immer noch neue Scherben. Für Kinder und Hunde, geschweige denn Wildtiere, ist das eine unnötige Gefahr, die Säufer ihrer Umwelt zumuten. Diese Evolutionsbremsen gehören zurückgefickt und abgetrieben. Sorry. Hart formuliert, aber ich bin ehrlich.


Kraut
Das Krautharken hatte mir mehr Spaß gemacht. Das fühlt sich so kindlich an, durchs Wasser zu rauschen und das Hornkraut um die Harke zu wickeln. Wie Spaghetti. Dann einfach aus dem Boden ziehen. Für einen Quadratmeter brauchte ich nur ein paar Minütchen, wobei der Weg zurück ans Ufer mit dem Kraut im Schlepptau anstrengender als das herausreißen war. Und der Weg wurde natürlich immer länger, bis zu meiner Wunschstelle musste ich immerhin gute 15 Meter den Teich von massenhaft Kraut freiharken.
Das Problem dabei war so ein bisschen die Harke. Eine ganz gewöhnliche Gartenharke. Durchschnittlich lang im Stiel und damit schon mal etwas zu kurz. An der tiefsten Stelle des Teiches stand mir das Wasser bis zum Bauchnabel, ich bis zu den Knöcheln im Schlamm. Um das Kraut vor mir knapp über dem Grund zu erreichen, musste ich mich aufgrund der Stiellänge nach vorne Beugen und steckte mit der Nase beinahe im Teichwasser. Dabei wurde mein T-Shirt* immer wieder klatschnass, welches echte Männer natürlich ausziehen würden, um sich alsbald von den Mücken wie eine Capri Sonne leer saufen zu lassen.

Empfohlene Angelbekleidung vom 16er-Haken
1. Zusätzliche Box für Werbung
2. Zusätzliche Box für Werbung
– Werbung –
Toter Maulwurf im Teichwasser
Das ich zumindest mal eine Art von Schutzbekleidung anbehalten wollte, wenn auch nur für den Kopf, lag auch daran, das Teiche neben Kraut allerhand Getier beherbergen. Als ich das Kraut aus dem Teich zog kam mir dabei ein toter Maulwurf entgegen. Mausetot. Eh? Wie? Woher? Warum? Können Maulwürfe nicht schwimmen? Hatte ihn ein Raubvogel gepackt und wohlmöglich über der Wasseroberfläche verloren? Graureiher fressen kleine Kaninchen. Maulwürfe also allemal. Wie dem auch sei, es war eine neue Erfahrung für mich. Und ein Hinweis, das ich zumindest mein T-Shirt und Shorts anbehalten werde. Es gibt hier auch Blutegel, Würmer oder Krebse. Damit komme ich aber klar.
Im Kraut selbst herrschte eine Dämmse, die unfassbar einprägsam ist. Dämmse bedeutet Wärme. Ich kam immer wieder ins Staunen. Der Teich hatte vielleicht 18 Grad Wassertemperatur, der Sommer 2025 ist ja eher kalt, im Kraut waren es aber gefühlt 28 Grad. Dieser Treibhauseffekt kann kleinen Teichen enorm zusetzen und das Freiharken von Kraut ist auch deshalb nicht ganz unwichtig. Apropos. Ich wählte den Juli für meine Befreiungsaktion nach der Laichzeit, damit ich keinen Fisch oder Amphibienlaich zerstöre. Und ja, das war mit dem Angelverein angesprochen. Ohne Erlaubnis darf niemand weder im noch über dem Wasser Pflanzen beschneiden. Schilf vom 30 März bis 30 September überhaupt nicht, wegen der Vogelbrutzeit. Das ist im Naturschutzgesetz festgehalten.

Was ich beim Freiharken von Kraut am Teich gelernt habe
Ein bisschen was habe ich gelernt. Ich brauche dringend eine längere Harke mit einem breiteren*…..wie heißt das Ding? Harkenkopfstück? Harkenaufsatz? Rechen? Damit ich halt mehr Kraut einsammeln kann, das spart noch mehr Zeit. Der Stiel darf ebenfalls gerne einen halben Meter länger sein, dann wird es noch einfacher. Ich fühle schon, wie du Krautharken mit Seil schreist. Das ging mir auch durch den Kopf, allerdings konnte ich den Untergrund nach einer längeren Abstinenz nicht einschätzen. Es könnten fette Baumstämme am Untergrund liegen und alsbald eine Krautharken mit Seil daran. Da ist ja auch noch dieser Teppich, wäre sicherlich nett sich darin zu verfangen. Das war mir alles zu ungewiss, daher die klassische Harke und Fußmarsch, einfach mal Eier zeigen und sich darin bewegen, worin ich sonst meine Fische fange.
Ich war hier ehrlicherweise beinahe 4 Jahre nicht mehr Angeln, hatte viel mit meinem Hund zu tun, der diverse Allergien entwickelte, Taub wurde und an Krebs erkrankte. Ich stand an seiner Seite bis zu seinem Tod. Jetzt suche ich meinen Frieden, an unserer gemeinsamen Angelstelle am Teich voller Kraut. Deswegen investiere ich viel Arbeit in mein kleines Fleckchen vor der Haustür. Es war auch für Charly ein besonderer Ort, wir haben hier gemeinsam viele Schleien gefangen, er ist im Tümpel geschwommen, wo ich heuer das Kraut im Teich rausgeharkt habe. Und nun denke ich an ihn, an unserer Angelstelle. Er ist dort. Wie sind dort. Ein Leben lang und darüber hinaus. ❤️🐶
Herzlichst, dein 16er-Haken
