Ich erlebte schon so einige Doppelfänge in meinem Leben, aber keinen so kurios wie diesen. Einen Döbel mit dem Talent, sich selbst wiederholt an seiner Schwanzflosse aufzuhängen. Sachen gibts, die gibts nur beim Angeln. Wie dein Lieblingsblogger den gleichen Fisch zweimal gefangen hatte, erzählt er dir wie immer im Bericht. Viel Spaß beim Lesen!
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Döbel mit verletzter Schwanzflosse
Fische sind mysteriöse Wesen und die Geschichten, die uns Angeltage erzählen, manchmal nur schwer zu begreifen. Ich fing einen Döbel an meinem kleinen Fluss und das wars auch schon. Du kannst wieder abhauen. Scherz beiseite. Ich fing einen Döbel am kleinen Fluss und selben Platz, wo ich zwei Tage zuvor einen Mammutbrassen am Winkelpicker mit Weizenpellets bändigte. Wie das so als Angler eben so ist, zog es mich erneut dorthin, um meine Zeit mit weiteren Weizenpellettests totzuschlagen. Wunderbare Pellets, die eigentlich nur zum Anfüttern gedacht sind und am Haken kaum halten, sich mit viel Finesse aber auf die Spitze drücken ließen. Ich probiere Dinge gerne aus, entdecke neue oder tote Wege.
Und da biss er, ein guter Döbel knapp über der 50cm Marke. Im Drill so lahm wie dieser Phillip. Echt ne Lusche, desinteressiert, plump, fast schon sich darüber sicher, das ich ihn zurücksetze und darauf hinaus, schnell wieder ins Wasser zurückzukommen, um munter weiter zu fressen. Wat ein Lappen, selbst so manches 20cm Rotauge verkauft sich im Drill teurer. Irgendwas stimmte nicht. Irgendwie wirkte Genosse Twin Fin auch leicht deformiert, ein kleiner Knick in der Körperachse gezeichnet mit einer Verletzung an der Schwanzflossenwurzel, die ich mir genau ansah, als er seelenruhig vor mir auf dem Kescherkopf* lag. Woher diese stammte, vermochte ich nicht zu beurteilen. Doch war sie frisch und vielleicht im Drill entstanden. Nur wie? Als ich diesen Fisch ein zweites mal gefangen hatte, entwickelte ich kleine Theorie. Ein bisschen Anglerlatein.


Winkelpicker Empfehlung vom 16er-Haken
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Drei Wochen später gleichen Fisch zweimal gefangen
Gefühlte drei Wochen später stolperte ich wieder am kleinen Fluss umher, ein weiterer Test mit den selben Weizenpellets. Prinzipiell alles gleich. Die Ausrüstung, Köder, Haken und Socken. Nur der Spot veränderte sich und lag einige Flusskilometer stromab, wo ich mir im satten Grün des Schilfs eine Bresche mit einer Machete schlug (verwende ich sonst nur für Grünenwähler) und vor mir einige Quadratmeter freies Kleinflussflusswasser ohne Seerosen oder Krautfeldern vorfand. Ich fütterte an, erwischte ein paar Rotaugen, übte mich mit meinem Smartphone in laienhaften Videoaufnahmen für zukünftige Vlog-Ideen und da biss Twin Fin erneut.
Und wieder war der Drill komisch, nicht wie ich es vom Aland oder Döbel kenne, eher wie ein Pflegefall mit Schmatzlippen. Lethargisch wie eh und je erreichte Twin Fin alsbald die Wasseroberfläche, windete sich so gut er konnte und mir fiel sofort die Winkelpickerschnur auf, die an seiner Schwanzflosse hing. Ich glaubte erst an einen kleinen Brassen und diese an der Schwanzflosse gehakt zu haben. Dem war nicht so. Twin Fin hatte den Haken im Maul, sich allerdings wiederholt an der Stelle mit der Schnur verfangen, wo er sich vor drei Wochen vermutlich die erste Verletzung zuzog.


Meine Theorie mit etwas Anglerlatein
Kommen wir nun zur Theorie. Twin Fin ist ein leicht deformierter Fisch im höheren Alter mit einer ausgefransten Schwanzflosse. Berufsstand Akrobat. Diagnose Demenz. Quatsch. Er frisst döbeltypisch wie ein Berserker und scheint sich weitaus horizontaler als für Fische gewöhnlich dabei übers Flussbett stromauf zu schieben. Was dazu führt, das er sich vermutlich bei der Köderaufnahme und meinem Anhieb schnell um die eigene Achse dreht, stromab sausen will und die Hauptschnur* mit der Schwanzflosse einsammelt. Die gespannte Schnur befand sich unisono in beiden Fällen ebenfalls auf gleicher Höhe, im identischen Winkel auf kurzer Wurfentfernung und das bei gleichem Pegelstand.
Anders kann ich mir das sonst nicht erklären. Ich drillte hier hunderte Brassen, Alande oder Döbel seiner Größe und darüber hinaus aus, aber keiner davon trug jemals solche Verletzungen geschweige denn irgendwelche Verletzungen davon. Nicht so bei diesem Fisch, den ich ja nicht nur zweimal gefangen hatte, der hing sich auch noch an der exakt selben Stelle auf. Twin Fin ist halt ein Twister. Twister Twin Fin. Ich will natürlich nicht ausschließen, das solche Erlebnisse auch das Ergebnis des Zufalls sind, so richtig mag ich an den Zufall aber nicht glauben. Dafür waren die Zeichen der Zeit einfach zu eindeutig. Dennoch bleibt es Anglerlatein und davon leben gute Geschichten bekanntlich.
Im kurzen Video, das nie veröffentlicht werden sollte und nur Selbstgespräche zum Übungszweck darstellen, siehst du Twin Fin im Drill und kannst nachvollziehen, was ich meine. Viel Spaß beim Luschern!
Nicht das erste mal gleichen Fisch zweimal gefangen
Es ist nicht natürlich nicht das erste mal, das ich den gleichen Fisch zweimal gefangen hatte. Als Friedfischangler bekomme ich das nur nicht so oft mit, weil markante Körpermerkmale fehlen und sich viele kleinere bis mittlere Fische im selben Gewässer auf den ersten Blick optisch kaum unterscheiden. In den Details schon, mit der Lupe sitze ich an meinen Gewässern allerdings noch nicht an. Eindeutiger ist der Wiedererkennungswert, wenn körperliche Sonderheiten vorliegen. Matze Koch zeigt das in seinen Mätzchen immer mal wieder und selbst bei größeren Hechten fällt es ihm schwer, sich an Doppelfänge zu erinnern. Das gelingt ihm in der Regel nur, wenn deformierte Augen, fehlende Flossen oder krumme Schnäbel (Hechtmaul) vorliegen.
Ähnliches kann ich auch von einer Güster berichten, nur mit Schwanzstil, also ohne Schwanzflosse, die ich tatsächlich dreimal an einem Tag beim Winkelpickern an einem großen Parkteich fing. Weit vor meiner Zeit als Blogger meine ich, sonst gäbe es auch dazu eine Geschichte. Damals vermutete ich, das No Fin nur die Gunst der Stunde nutzte und sich den Bauch vollschlug, vollkommen gleichgültig, ob er am Haken landet, weil er sich im natürlichen Nahrungskampf schwer tat und ihm das Tempo gegenüber seinen Schwarmkollegen fehlte. Wobei No Fin richtig Dampf am Winkelpicker veranstaltete, recht gut genährt war und seinen Kollegen mit Paddel drilltechnisch in nichts nachstand.

Fische zurücksetzen selten tödlich
Einen Fisch kann man übrigens nur mehrfach fangen, wenn dieser auch zurückgesetzt wird und das Zurücksetzen von Fischen ist richtig praktiziert nur in Ausnahmefällen tödlich. Vorausgesetzt ist lediglich der richtige Umgang, was weder kompliziert, noch sonderlich aufwendig ist. Nur etwas Hirn überm Hals brauchts. Ich verfahre dahingehend nach einigen goldenen Regeln und diese sind ganz einfach: Der Fisch wird entweder direkt im Kescherkopf (automatisch feucht) oder auf einer nassen Abhakmatte* schonend vom Haken befreit und kommt niemals mit trockenem Boden in Berührung, dort nach Verletzungen oder Blutungen untersucht, sofern der Haken ungünstig saß, manchmal von Parasitzen befreit (Ankerwürmer sind superschlimm) und wieder in sein Element entlassen. Kein großer Akt.
Das Märchen von schwersten Wunden und tödlichem Stress, woran zurückgesetzte Fische kläglich verenden kenne ich und dem widerspreche ich vehement. Es wird vornehmlich von verballerten Tierrechtlern erzählt, die nur all zu gerne mit emotionaler Effekthascherei für Spenden oder Reichweite ihre Zielgruppe befriedigen. Diese Trullas auf Facebook mit nem Yorki als Profilbild. Kennste sicherlich. Generelle Experten in der Fischerei und darüber hinaus, mal in wirtschaftlichen Komplexfragen, mal im Weltpolitischen geschehen, mal in klimatischen Prozessen.
Das sich Fische permanent in Stresssituationen und im knallharten Überlebenskampf befinden und stets dem Hecht, Zander, Graureiher oder Komoran gegenüberstehen, wird natürlich uneigennützig unter den Teppich gekehrt. Und da knallts richtig, wie diese Rotfeder mit aufgerissener Bauchdecke und freiliegenden Därmen nach einer Hechtattacke beweist. Sie frisst natürlich weiter, sie frisst auch meinen Köder und all das, als wäre nie etwas gewesen. Ganz Stressfrei nehme ich an.
Herzlichst, dein 16er-Haken
