Nichts ist wie es scheint und manchmal entwickeln sich Angeltage in eine komplett andere Richtung. Wie dieser, an dem ich eigentlich Rotaugen am kleinen Fluss mit dem Winkelpicker und Hanf sowie Weizenhanf fangen wollte. Mit im Gepäck einige Weizenpellets, um größere Bonusfische am Futterplatz festzunageln. Denkste, tatsächlich stellten diese Weizenpellets alles auf den Kopf. Dein Lieblingsblogger erzählt dir, was er beim Winkelpickern im April erlebte. Viel Spaß beim Lesen!
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Fangbericht Metadaten

Datum:
20.04.2025

Wetter:
Blauer Himmel + Windstill

Außentemperatur:
21 Grad

Angelzeit:
16:30 bis 20:30

Spottiefe:
80cm

Wassertrübung:
Mittel
Stromauf in der Biberrutsche
Manchmal kommt es anders als man denkt. Oder besser gesagt, die Fische reagieren anders als erwartet und mit jedem neuen Angeljahr stellt sich für mich eine neue Realität ein. Denn egal wie sehr ich glaube etwas zu wissen, die Natur erklärt mir jedesmal, wie wenig ich eigentlich weiß. So war das mal wieder am kleinen Fluss, wo ich Rotaugen im widerspenstigen April mit dem Winkelpicker überlisten wollte. Etwa anderthalb Wochen später, nachdem mir hier ein fetter Aland beim Wanderangeln mit dem Method Feeder ins Netz ging. Und es wird einer der letzten einfacheren Ansitze sein, weil mein kleines Flüsschen bald dermaßen mit Seerosen und Krautfahnen zugekracht ist, das ich übers Wasser laufen könnte.
Könnte? An meinem geplanten Spot war tatsächlich schon alles gewuchert und ich musste knappe 3 Flusskilometer stromauf watscheln. Gut für die Wampe, schlecht für die Laune und etwas irritierend, denn normalerweise weiß ich ja, wann ich hier wo ansitzen kann, der regenlose Frühling und das Niedrigwasser verrammelten den Flussunterlauf allerdings früher als erwartet. Ist halt so, wat willste machen. An einer Biberrutschte fand ich letztlich ein süßes Fleckchen mit reichlich Schilf in der Kimme, Brennnesseln zu meinen Flanken und sauberem Untergrund vor der Nase.

Empfohlenes Tackle zum Wanderangeln vom 16er-Haken
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Einfaches Angeln auf Rotaugen mit Hanf und Weizen
Großes Federlesen wollte ich nicht betreiben, weil sich das Wetter heftig drehte. Du musst dir das so vorstellen: Die ganze Woche stürmte es, der Himmel war bedeckter wie der KGB, tagsüber ging’s ohne Jäckchen nicht vors Haus und Nachts lief die Heizung. Typisch April, der manchmal auch Oktober heißen könnte. An meinem Angeltag stellten sich nunmehr wie von den Wetterfröschen angekündigt 21 Grad und tiefblauer Himmel ein. Der Wind fehlte ebenfalls und das einzige, was über die Wiese flatterte, hatte mit meinem Mittagessen zu tun. Es gab Bohnen.
Was sich an meinem kleinen Fluss nach solchen Wetterwechseln einigermaßen gut im April fangen lässt sind Rotaugen, die ich gerne mit einem Winkelpicker und Hanf sowie Weizen überliste. Eine Strategie, die grundsolide ist und sich mit verhältnismäßig wenig Vorbereitung umsetzen lässt. Meine Ausrüstung mit dem ganzen Winkelpickerkrams ist in 5 Minuten gepackt und ich brauche noch nicht mal ein Grundfutter ansetzen, weil weder die Strömungsstärke, noch die Wurfweite von kaum mehr als 5 Metern nach einem Bindemittel verlangen. Das Anfüttern geschieht ganz schlicht mit der Hand oder Madenschleuder*, wobei Hanf sowohl als Köder, wie auch Lockstoff mit seinem starken Eigengeruch fungiert. Vom Weizen erhoffe ich mir, größere Rotaugen anzusprechen, diesen ignorieren Kleinfische recht zuverlässig.

Beide Partikel ließ ich übrigens über Nacht gemeinsam in einer Thermoskanne aufquellen, damit der Weizen ebenfalls die würzige Hanfnote übernimmt. Nicht grundlos, Hanf ist in der Anköderung echt nervig und kann mit Weizenhanf als Köder ersetzt werden, wenn die Rotaugen denn mitspielen. Das Futterarsenal erweiterte ich dieses mal noch um Weizenpellets. Keine typischen Pellets, sondern solche ohne Fischmehle und einem geringen Nährwert, womit ich größere Bonusfische (Aland, Döbel, Brasse) im Flüsschen beglücken wollte. Was dazu führte, das ich ein kleines Problem lösen musste. Eines, für das ich selbst sorgte und eines, das meinen Angeltag komplett auf den Kopf stellte.

Denn nach der Startfütterung mit fünf gut bestückten Handwürfen war zwar reichlich Getöse am Futterplatz, auf Hanf und Weizen fiel die Resonanz allerdings grotesk gering aus. Was mich natürlich nicht davon abhielt, ungefähr ein Stündchen diverse Kniffe abzuspulen, nur um mit jedem Winkelpicker und Partikelwurf alle 3 Minuten festzustellen, das dass Kleinflussleben quasi an mir vorbeilief.

Herrgott, denn eigentlich war alles voll mit Fisch, auch größere und viele, da polterte alles mögliche genau vor meiner Nase das Flüsschen auf und ab. Überall geplätscher, Wasserringe mit jedem Atemzug, Blasenteppiche wie auf der Erotikmesse, Raubfischattacken (vermutlich Rapfen) etwas stromab, selbst der Biber paddelte an mir vorbei und mahnte an, das ich auf seinem Platz saß. Und ich fing bis dahin nur zwei Rotaugen auf Hanf, was ein grottenschlechter Wert beim Winkelpickern im April an diesem Gewässer ist. 🥺

Kurzum: Ich hatte mich strategisch selbst gefickt und verstand bald, das wohl diese Weizenpellets (ausrangierte Sorte von Decathlon mit Nachfolgern in anderer Größe und Rezeptur*) die Futterplatzregie übernahmen. Sie okkupierten, was bedeutet, das sich die Fische einen feuchten Blubberfurz für alle anderen Futtermittel interessierten und nur die Pellets fraßen. Solche Wechselwirkungen sind eigentlich eine Kerneigenschaft vom Hanf, der nicht immer sofort während eines Ansitzes angenommen wird, im Tagesverlauf dann aber alles andere hinter sich lässt. Jetzt waren es eben diese Weizenpellets und das ab Sekunde Eins.
Schwieriges Anködern von Weizenpellets
Sprechen wir über ein weiteres Problem. Die allermeisten Pellets, egal mit wie viel Voodoo vorbereitet, können kaum bis überhaupt nicht auf den Haken gezogen werden (abseits von Expander und Softpellets*). Sie sind äußerlich zwar schlonzig, im Kern allerdings weiterhin bretthart. Daher auch der Einsatz an Haarmontagen. Ich hatte zwar Haare, aber nur am Sack. Nun gut, das Glück des Tüchtigen war mit mir und diese Weizenpellets entwickelten nach der Vorbereitung (1min in Wasser ziehen lassen pro Millimeter Durchmesser) eine Mischmaschkonsistenz, fast wie gekochte Kartoffeln, nur weitaus fragiler. Mit viiiiiiiiel Fingerakrobatik konnte ich sie deshalb zumindest mal halbwegs auf einen superfeinen Mückenlarvenhaken der Größe 16 aufziehen.
Nicht jeden natürlich und manche brachen sofort, während andere nur hielten, wenn ich sie auf die Hakenspitze drückte und diese nur vom Widerhaken gehalten wurden. Das klappte erstaunlich gut, sah nur etwas bescheuert aus. Mit der Zeit spielte sich immer mehr ein richtiges System ein und ich drückte die Weizenpellets sanft mit dem Daumen soweit auf den Haken, bis ich ein leichtes Piksen spürte. Somit war die Hakenspitze frei, was die Bissausbeute eindeutig steigerte. Auf den Hakenbogen ließen sich leider nur die wenigsten bugsieren, das wäre meine Wunschposition gewesen, dessen Winkel führte bei 8 von 10 Versuchen allerdings zur Aufspaltung. Es war halt ein richtiges abgewichse. Aber ein lohnenswertes.

Biss auf Biss beim Winkelpickern im April
Von da an lief die Angelei grandios und ich fing viele Rotaugen, aber auch einige Hasel, Alande, Brassen und Döbel. Nichts wildes, alles mehr oder minder handlang. Jeder dritte Wurf dabei ein Treffer, mit Bissen entweder während oder direkt nach der Absinkphase, sobald der Weizenpellet am Flussbett aufstupste. Erfolgte kein Biss, gab ich der Nummer maximal zwei Minuten, alleine schon aufgrund der fragilen Minipellets. Zwei Würfe ohne Fischkontakt überlebten die allermeisten, den dritten Wurf nur die allerwenigsten, vermutlich durch feine Risse, welche sich durch Krafteinwirkungen (Wurf, Absinken, Strömung) bis zum Bruch vergrößerten. Nach einem Fehlbiss gabs keine Alternative, da ging’s nach 30 Sekunden postwendend zum Absender zurück.


Richtig schön machte sich meine selbstentwickelte Winkelpickermontage, worauf ich schon ein bisschen stolz bin. An dieser konnte ich mir die Vorfachlänge ohne einen Vorfachwechsel über die Hauptschnur permanent passgenau einstellen, um die Absinkphase so darzustellen, wie es die Fische gerade abverlangten. Zwischen 30cm und 60cm, nur zur Info, da sich Vorfachlängen täglich ändern und vom Fischverhalten sowie der Strömungsstärke abhängig sind. Im weiteren Verlauf der Angelei kamen die Bisse dann vermehrt immer schneller und intensiver bis ich dazu überging, im Stand zu Winkelpickern (fetzt wie sau), bis mir der Prügel fast aus der Hand gerissen wurde und ein Kawenzmann abmarschierte, der halbe Hähnchen wieder fliegen lässt.
Wirklich einzuordnen vermochte ich nicht, was mir im Drill gegenüberstand. Für eine Schleie schien mir die Flucht zu geradlinig, für einen Karpfen etwas zu gemütlich und ein Aland oder Döbel wäre garantiert an die Wasseroberfläche gesaust. Bei nur 80cm Wassertiefe tanzen die Knaben im Drill gerne im letzten Drittel der Wasserfläche herum. Könnte es ein kapitaler Brassen gewesen sein? Humpf. Möglich. Dann aber auf Steroide. Du ahnst es, der Fluss behielt dieses Geheimnis für sich und der Bursche schlitzte mir auf dem Weg ins Schilf aus, als ich diesen am 16er Haken ausbremsen wollte. Der passte zwar gut zu den Minipellets, allerdings kaum zu großen Fischen.
Winkelpicker Empfehlung vom 16er-Haken
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Hakenwechsel mit Weizenpellet Happy End
Auch solche Erfahrung gehören natürlich dazu und ich nehme sowas sportlich. Verfickte Scheisse. Aber wie sagt man so schön, am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt und ich war bereit für den Endzeitkrieg, wechselte auf einen 12er Haken am 0.16mm Vorfach und drückte den viel zu kleinen Pellet auf die Hakenspitze. Sah ein bisschen so aus, als wollte der Haken den Köder verstecken. Nicht meine Art, aber die Improvisation war schon immer das Haar in der Suppe eines jeden Perfektionisten.
Es dauerte wohl so um die 10 Minuten, bis mir tatsächlich wieder ein hammerharter Biss auf den Winkelpicker knallte. Nach einem leichten Anhieb aus dem Handgelenk veränderte ich daraufhin meine Drillstrategie, stand auf und lief dem Fisch einfach hinterher, navigierte ihn um das Grünzeugs so gut ich konnte und spielte meine Drillerfahrung zwischen Kraut und Kreislaufkollaps routiniert aus. Zwei Dinge stellten sich heraus. Für Sprints sind meine Beine zu kurz und der Kescherkopf war zu klein.

Wtf? Was für ein Brassen? Kreisrund und einen Ticken länger als der Kescherkopf auf dem er lag und der ist immerhin 60cm lang ist. Es gibt hier große Fische, die gibt es eigentlich überall, nur nicht dort, wo ich nach Ausreden suche, mit einem sooooo großen Brassen hätte ich hier aber wirklich nicht gerechnet. Mein Flüsschen mündet zwar in der Elbe und das in nächster Nähe, die richtigen Kälber ziehen jedoch nur selten über das Hafenbecken stromauf und wenn doch, geht’s spätestens im März mit den sinkenden Pegelständen wieder zurück. Bei meinem Fang tippte ich auf einen Ureinwohner, hier geboren, um für immer zu bleiben. Zumindest nahm ich das aufgrund des Körperkleids und Umfangs an, Elbbrassen sind i.d.R. schlanker und weitaus heller bis silbern gräulich.
Fazit vom Winkelpickern im April
Ich hätte ja nicht gedacht, das ein so popeliger Weizenpellet meinen Angeltag so dermaßen auf den Kopf stellen würde. Denn Hanf und Weizen waren tatsächlich nur Statisten, obwohl sie eigentlich zu den Tonangebern an meinem kleinen Flüsschen zählen. Was für ein unerwarteter Klassenunterschied durch einen Partikel, der eher als Beibrot und nicht als Hauptmahlzeit gedacht war. Zwischenzeitliche Versuche, vielleicht doch noch das ein oder andere Rotauge mit Hanf oder Weizen zu fangen, scheiterten ebenso. Pellets oder Abfahrt, so das Motto das Tages beim Winkelpickern im April.
Meine Gedanken sind dahingehend relativ einfach. Manchmal gibt es Ansitze, an denen sich die Friedfischbande vollkommen wahnwitzig auf nur ein einzigen Partikel oder Köder versteift. Blöd an der ganzen Nummer ist nur, wenn es sich dabei um ein Futtermittel handelt, das zwar angefüttert, aber kaum bis überhaupt nicht angeködert werden kann. Vor ein paar Jährchen hatte ich mal ein ähnliches Erlebnis und musste Bulgur auf einen 22er Haken frickeln. War auch nicht so geil, ähnlich alternativlos und ziemlich grenzdebil. Szenarien wie dieses oder jenes sind zwar selten, aber wir sind als Angler davor niemals gefeilt und letztlich selber schuld. Denn wie man sich auf dem Futterplatz bettet, so liegt man. Und jetzt kaufe ich mir Expander Pellets.
Herzlichst, dein 16er-Haken