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    Rotauge / Plötze (Rutilus rutilus): Fischkunde, Steckbrief und Informationen

    Das Rotauge (Rutilus rutilus), auch Plötze oder Schwal genannt, ist eine über Europa und Asien verbreitete Weißfischart. In Deutschland bewohnt die bis zu 55cm lange und 3kg schwere Plötze vom kleinsten Teich bis zum größten Fluss alle Gewässertypen. Sie ist das ganze Jahr über aktiv und wird von Anglern im Spätherbst oder Winter besonders gerne gefangen. Als Speisefisch kann sie überzeugen, wenn das grätenreiche Fleisch richtig zubereitet wird. Was du über das Rotauge wissen musst, erfährst du in der Fischkunde und im Steckbrief. Viel Spaß beim Lesen!

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    Steckbrief Rotauge

    Rotauge mit Steckbrief und Fischkunde
    Namen:Rotauge, Plötze, Schwal
    Lateinischer Name:Rutilus rutilus
    Englischer Name:Roach
    Ordnung:Karpfenartige (Cypriniformes)
    Unterordnung:Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei)
    Familie:Weißfische (Leuciscidae)
    Verbreitung:Europa, Asien
    Max. Länge:55cm
    Max. Gewicht:3kg
    Körperbau:flacher, gedrungener und hochrückiger Körper
    Lebensweise:Friedfisch, Schwarmfisch

    Aussehen, Merkmale und Körperbau vom Rotauge

    Das Rotauge ist ein seitlich abgeflachter Fisch mit einem gedrungenen und hochrückigen Körperbau. An Stillgewässern wächst Rutilus rutilus zumeist etwas kompakter und hochrückiger ab, während Flussrotaugen wegen des höheren Energieaufwands schlanker sind. Das Maul vom Rotauge ist relativ klein, zahnlos und endständig. An der Seitenlinie sind 39-48 mittelgroße Rundschuppen auszählbar. Das Auge (Iris), daher rührt der Name, hat eine rötlich leuchtende Farbe.

    Das Aussehen vom Rotauge ist geprägt von einer dunkelgrünen, olivgrünen bis blaugrünen Rückenpartie, silbernen, gelblichen bis türkisschimmernden Flanken und einer weißmilchigen Bauchseite. Die Rücken, Brust, Afterflosse sind orange, gelblich bis rötlich gefärbt. Selbiges trifft auf die After und Rückenflosse zu, beide sind oft aber noch mit grauen oder schwarzen Farbtönen durchsetzt. Manchmal kann die After und Rückenflosse auch vollständig grau sein.

    Erkennungsmerkmale vom Rotauge zusammengefasst:

    • Körperbau: hochrückiger, gedrungener und seitlich abgeflachter Körper (an Flüssen etwas schlanker)
    • Körperfarbe: Rückenpartie kann dunkelgrün, olivgrün bis blaugrün sein, Flanken wirken silbern, gelblich bis türkis, die Bauchseite ist milchig-weiß
    • Flossenfarbe: Bauch-, Brust- und Afterflosse vom Rotauge sind orange, gelblich bis rötlich, Rücken und Schwanzflosse weisen selbige Farben auf, können jedoch teilweise oder vollständig mit grauen oder schwarzen Farbtönen durchsetzt sein
    • Rückenflossenstellung: Rückenflosse senkrecht über Bauchflosse
    • Schuppenanzahl Seitenlinie: 39-48 Rundschuppen
    • Schuppengröße: mittelgroß
    • Maulstellung: endständiges Maul
    • Augenfarbe: rot leuchtende Iris
    • Flossenformel: D III/9-11, A III/9-11, P I/15, V II/8
    • Schlundzähne: 5(6)-5(6)

    Rotauge von Rotfeder unterscheiden

    Für unerfahrene Naturfreunde und Angler ist das Rotauge nicht immer von der Rotfeder sicher zu unterscheiden. Anhand drei einfacher Erkennungsmerkmale gelingt es jedoch fast immer, beide Fischarten blitzschnell zuzuordnen. Prägnant sind vor allem die Maulstellung, Flossenstellung und Schuppenanzahl entlang der Seitenlinie. Dir fällt die Bestimmung zwischen Rotauge und Rotfeder trotzdem schwer? Kein Problem, nutze die Kommentarspalte und ich eile herbei!

    Rotauge und Rotfeder im Vergleich

    Rotauge:

    1

    Rotaugen besitzen ein endständiges Maul, sprich beide Maulpartien sind gleichlang

    2

    Bauch und Rückenflosse sind bei einem Rotauge auf gleicher Höhe, bei einer Rotfeder jedoch leicht versetzt

    3

    An der Seitenlinie hat das Rotauge immer 39-48 Schuppen, bei einer Rotfeder sind es lediglich 41-43 Schuppen

    Rotauge und Rotfeder mit Unterscheidungsmerkmalen

    Rotfeder:

    1

    Rotfedern besitzen ein oberständiges Maul, dementsprechend übertrifft die unter Maulpartie die obere Maulpartie eindeutig

    2

    Bauch und Rückenflosse einer Rotfeder sind leicht versetzt, beim Rotauge stehen beide Flossen senkrecht zueinander

    3

    An der Seitenlinie kannst du bei einer Rotfeder nur 41-43 Schuppen auszählen, bei einem Rotauge sind es 39-48 Schuppen

    Größe, Gewicht und Rekord Rotauge

    Das Rotauge kann eine maximale Länge von 55cm bei einem Gewicht von 3kg erreichen. Solche Ausnahmefische sind selten und nur an Lebensräumen mit perfekten Bedingungen anzutreffen. Durchschnittliche Fische sind lediglich 25cm lang und wiegen selten mehr als 200g.

    Der derzeitige und allgemein anerkannte Rotaugen Rekord ist auf das Jahr 1981 datiert und wurde mit einem Gewicht von 2,62kg an der Weser gefangen. Über ein noch größeres Rotauge, ein beglaubigter Nachweis fehlte leider, durfte sich der Jungangler Jason Paul Kiehl freuen. Dessen Fisch war stolze 2,7kg schwer und zeigte 53cm auf dem Maßband an.

    Maximales Alter und Wachstum

    Rotaugen können in freier Wildbahn ein Alter von 25 Jahren erreichen. Ein durchschnittliches Wachstum ist feststellbar, allerdings können Einzelfische mit guter Genetik schneller abwachsen. Einflussreich sind ebenfalls das Nahrungsangebot, die Nahrungsverfügbarkeit, der Befischungsdruck und Raubfischbestand. Rotaugen sind generell langsam wüchsig und benötigen viele Jahre, um ein Gewicht von nur 100g aufzubauen. Wie schnell ein Rotauge im Jahr durchschnittlich wächst, kannst du der Tabelle entnehmen:

    AlterLängeGewicht
    7 Jahre20cm100g
    9 Jahre25cm190g
    10 Jahre30cm400g
    12 Jahre35cm600g
    14 Jahre40cm1000g
    16 Jahre45cm1700g
    18 Jahre50cm2100g
    20 Jahre55cm2500g

    Verbreitungsgebiet von Rutlius rutilus

    Das Verbreitungsgebiet vom Rotauge umfasst derzeit Europa und Asien. Ursprünglich nicht beheimatet, jedoch durch menschlichen Einfluss eingeführt, konnte Rutilus rutilus auch gebietsfremde Gebiete wie Spanien, Italien, Zypern, Marokko und Australien besiedeln. Dort bedroht das Rotauge einheimische Fischarten und verdrängt sie zunehmend aus ihrem Lebensraum.

    Lebensweise

    Rotaugen sind in großen Schwärmen lebende Fische. Ständig auf der Suche nach Nahrung bewegen sich diese Schwärme durch alle Wasserschichten, dabei orientieren sich die bevorzugten Standplätze an den jeweiligen Jahreszeiten. Im Frühjahr sind die Fische häufig in Ufernähe anzutreffen, wo sich das Flachwasser schneller erwärmt und die erste Nahrung aufbietet. Während der Sommermonate durchreift das Rotauge die Wasseroberfläche nach Insekten*, zumeist immer dort, wo der Wind aufläuft.

    Im Herbst sind tiefere und ruhigere Wasserzonen favorisiert, dort sammeln sich u.a. abgestorbene Krautfelder mit reichlich Insekten(larven) und Schnecken an. Im Winter halten sich die Rotaugenschwärme an den tiefsten Gewässerstellen auf, dort ist die Wassertemperatur mit 4 Grad wärmer als in allen darüberliegenden Wasserschichten. Das Rotauge ist ebenso ein durchgängig aktiver Fisch, welcher bei Tag und Nacht mit der Nahrungssuche beschäftigt ist.

    Lebensraum vom Rotauge

    Der natürliche Lebensraum vom Rotauge ist breit gefächert und erstreckt sich über Gräben, Teiche, Seen, Baggerlöcher, Kanäle oder Flüsse. An Stillgewässern sind Rotaugenschwärme an nahrungsreichen Strukturen wie Schilfbänken, Krautfeldern oder Kanten aufzufinden. Wichtig ist guter Wasserpflanzenbewuchs, dieser bietet Schutz vor Raubfischen oder Raubvögeln, aber auch Laichmöglichkeiten.

    Flüsse wie Elbe, Main, Rhein oder Donau sind ebenfalls der natürliche Lebensraum vom Rotauge. Dort wandern die Schwärme entlang der Strömungskanten und fressen u.a. die Bachflohkrebse in den Buhnenfeldern oder Steinschüttungen. Im Spätherbst verlässt das Rotauge häufig die größeren Flüsse und wandert über Kanäle in angebundene Stillgewässer, um dort im ruhigeren Wasser zu überwintern. Rotaugen sind anpassungsfähige Fische und kommen auch im Brackwasser an der Nordsee und Ostsee zurecht.

    Rotauge im natürlichen Lebensraum
    Rotaugen sind Schwarmfische

    Natürliche Nahrung

    Rotaugen sind mit ihren endständigen Maul darauf ausgerichtet, natürliche Nahrung in allen Wasserschichten nachzustellen. An der Wasseroberfläche werden beispielsweise abgestürzte Insekten wie Spinnen, Fliegen oder Motten eingesaugt. Am Gewässergrund wird nach Würmern*, Tubifex, Bachflöhen, Bachflohkrebsen, kleineren Schnecken, Muscheln oder Insektenlarven gewühlt. Nebst proteinreicher Nahrung stehen auch Wasserpflanzen wie das Tausendblatt, Wasserlinsen oder die Wasserpest auf dem Speiseplan.

    Große Rotaugen schrecken auch nicht davor zurück, kleinere Friedfische zu fressen. Jenes Verhalten tritt besonders im Herbst auf und ist vermutlich auf den höheren Energiebedarf zurückzuführen. Rotaugen als Beifänge werden oft beim Kunstköderangeln mit kleinen Spinnern* oder Gummifischen erzielt. Zwei größere von mir gefangene Plötzen enthielten auch kleinste Butterkrebse im Darm. Dementsprechend gilt wohl, das gefressen wird, was ins Rotaugenmaul passt.

    Natürliche Feinde

    Als Fisch mittlerer Größe hat das Rotauge viele natürliche Feinde, darunter der Hecht, Zander, Barsch, Aal, Wels, Rapfen oder die Quappe. Nebst Raubfischen sind auch Vögel wie der Graureiher, Kormoran oder Eisvogel immer auf der Jagd nach Rutilus rulius. Einige Insekten, bekanntester Vertreter ist der Gelbrandkäfer und dessen Larven, stellen der Rotaugenbrut ebenfalls erfolgreich nach.

    Graureiher mit Rotauge als Beutefisch
    Graureiher hat ein Rotauge erbeutet

    Laichzeit und Fortpflanzung vom Rotauge

    Ab einer Wassertemperatur von 10 Grad im Zeitraum von April bis Juni beginnt das Rotauge mit der Laichzeit. Das Weibchen legt dabei bis zu 100.000 Eier je Kilogramm Körpergewicht an wasserpflanzenreichen, steinigen oder wurzeligen Untergründen ab und wird vom Männchen begleitet, das seine Samenwolke über dem Gelege verteilt. Dieses Schauspiel kann hunderte Fische umfassen und den Eindruck erwecken, das dass Wasser förmlichst kocht.

    Nach der Befruchtung vergehen je nach Wassertemperatur bis zu zehn Tage, dann schlüpft die Rotaugenbrut. In den ersten Lebenstagen ernähren sich die Fischlarven noch vom Dottersack, alsbald dann von Plankton, Kleinstlebewesen und Wasserpflanzen in deckungsreicher Umgebung. Nach zwei bis drei Jahren erreicht das Rotauge die Geschlechtsreife und begründet die nächste Generation.

    Kreuzung mit anderen Weißfischen möglich

    Eine Kreuzung mit anderen Weißfischarten während der Laichzeit ist möglich, d.h. es kann zur Hybridisierung zwischen Rotaugen und Rotfedern, Brassen, Güstern oder Alanden kommen. Diese Hybriden vereinen die optischen Eigenschaften beider Elterntiere, sind allerdings fruchtlos und können sich selbst nicht fortpflanzen. In Irland sind Hybriden an manchen Gewässern extrem häufig und mit ihrer animalischen Größe und Kraft begehrte Zielfische von Anglern.

    Angeln auf Rotaugen

    Das Rotauge kann mit vielen Angelmethoden gefangen werden und ist ein äußerst beliebter Zielfisch. Erfolgreiche Techniken sind das Feedern, Stippfischen oder Matchangeln. Ein wichtiges Hilfsmittel ist das Lockfutter, welches Rotaugenschwärme an fangträchtigen Strukturen (Kanten, Krautfelder, Lunken) verweilen lässt. Vielversprechende Rotaugenköder sind Pinkies, Maden, Caster, Weizen, Hanf und Brot.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Friedfischen ist das Rotauge im Spätherbst und tiefsten Winter noch aktiv. Selbst bei Minusgraden sind gute Fangergebnisse möglich, auch während der Nachstunden. An vielen Gewässern werden großen Plötzen sogar häufig nur von November bis März gefangen, das restliches Jahr wirken die kapitalen Exemplare wie vom Erdboden verschluckt. Merke dir deshalb: Mit dem ersten Frost im November beginnt die Rotaugenzeit!

    Rotauge Angelmethoden
    Rotauge im Kescher beim Flussangeln

    Rotauge als Köderfisch

    Das Rotauge nimmt für Angler einen großen Stellenwert als Köderfisch ein und wird mittels verschiedener Methoden beim Raubfischangeln auf Hecht, Zander, Aal, Rapfen, Barsch oder Quappe verwendet. Je nach Angelmethode findet der Einsatz an Posenmontagen, Grundmontagen oder aktiven Führungssystem wie beim Kunstköderangeln statt. Da Rotaugen das ganze Jahr über aktiv sind, ist die Verfügbarkeit als Köderfisch generell gegeben.

    Bedeutung als Speisefisch

    Das Rotauge hat mit seinem grätenreichen Fleisch keine große Bedeutung als Speisefisch in Westeuropa, wird aber regional süßsauer eingelegt oder gebraten geschätzt. In Osteuropa genießen Weißfische einen größeren Stellenwert und sind als Trockenfischsnack* beim geselligen Miteinander im Kiosk, Restaurants oder der Sauna willkommen. Ich verzehre meine Rotaugen eingelegt in Essig, Zwiebeln, Pfeffer, Salz, Zucker, Lorbeerblättern sowie Gurken für ein geschmackvolles und weitestgehend grätenfreies Gaumenkino.

    Herzlichst, dein 16er-Haken

    Christoph Heers
    Christoph Heers
    Hallo! Mein Name ist Christoph Heers und ich bin die Person hinter dem 16er-Haken. Seit meiner Kindheit bin ich Angler, mit vielen Wassern gewachsen und immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Meine Mission - die Erfahrungen mit dir zu teilen! Du findest auf meinem Blog viele Strategien, Tipps und Tricks über das Feedern, Stippen, Winkelpickern und Matchangeln, aber auch Seitensprünge auf Hecht, Aal, Quappe oder Zander!

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    4 Kommentare

    1. Hallo Christoph,
      ebenfalls ein toller und informativer Artikel, dazu noch über meinen Lieblingssüßwasserfisch 🙂

      Leider ist meine Matchrolle im Eimer (DAM Sumo Competion Match) und ich bin auf der Suche nach einem schönen Ersatz. Budget so bis 120 €. Hättest du eine Empfehlung für mich? Ich liebäugel mit der Daiwa Exceler LT in 2500-XH.

      Vielen Dank schon mal

      Gruß Tim

      • Hey Tim!

        Mit der Daiwa (Eigenschaften, Schnureinzug) machst du nichts falsch, passt soweit. Ich werfe drei weitere, bewährte Produkte ins Rennen:

        Daiwa Ninja LT4000 (nutze ich selber an Match und Feederruten, macht spaß, ist schön griffig und für alles geeignet. Qualitativ über dem Durchschnitt, preislich günstig)

        Shimano Aero C4000 (hochwertige Rolle, hat ordentlich Power, aber kaum Gewicht und macht auf Dauer einfach mehr Spaß. Shimano ist immer gut, ich fische auch heute noch die alte Exage und sie schnurrt wie ein Kätzchen.)

        Tubertini Remedy (Matchrolle zum Angeln mit Wagglern oder Stickfloats. Schön leicht, mit großem Spulkopf für bessere Wurfweite, aber moderater Schnuraufnahme. Eine im Spitzenfeld angesiedelte Matchrolle, die auch leistet, was sie verspricht.)

        Alle drei Rollen kann ich dir wärmstens zum Feedern, Winkelpickern und Matchangeln empfehlen, da brennt nichts an und du fühlst dich direkt wohl damit.

        Gruß Christoph

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