Ein Hecht greift meinen Setzkescher an, während ich auf meinem Angelstuhl sitze und wie das Pferd vorm Pastor glotze. Was zum Teufel geht hier ab? Es ist mal wieder eine dieser Geschichten, die nur Angler erleben können. Im Bericht erzähle ich dir meine Gedanken dazu und weil ich eine so geile Sau bin, gibt es ein Video, wo du dir anschauen kannst, wie der Hecht den Setzkescher und ein Rotauge darin attackiert. Viel Spaß!
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Setzkescher wackelt plötzlich: Hecht beißt in die Maschen
Hechte faszinierten mich schon immer. Nicht weil sie so groß werden, mir sind Superlative herzlich egal. Mir imponiert der verschlagene Charakter, die tödliche Präzision, die allgegenwärtige Präsenz und diese Geräuschexplosionen, die nach Attacken aus der tiefen Stille unüberhörbar übers Gewässer schallern. Hechte sind lautlose Lauerjäger, der finale Todestoß ist es nie. Das macht den Hecht so einzigartig für mich und das meine ich mit dem verschlagenem Charakter. Er ist wie eine unauffällige Brechstange, die jede Tür knackt. Die seiner Beute oder Verwandten.
Oder meine.
Stell dir einfach mal vor du bist an einem Teich, hast deinen Setzkescher aufgebaut und schon ein paar Fische gefangen. Plötzlich wackelt der Setzkescher. Vor und zurück, vor und zurück. Als wollte ihn jemand ins Wasser ziehen. Dann ein Schwall, aber nichts zu erkennen. Zehn Minuten später peitscht das Wasser am Setzkescher auf, die Schwanzflosse eines mittelgroßen, vielleicht 70cm langen Hechtes steigt empor und du sitzt auf deinem Angelstuhl wie ein Graureiher mit dem Smartphone in der Hand (Schnabel), um das Schauspiel im richtigen Moment abzupassen. Genau das ist mir beim Feedern am Teich auf Rotaugen gelungen. Ich konnte einen Hecht filmen, wie er meinen Setzkescher attackiert.

Ich hatte die ganze Zeit eigentlich nur schiss, das er das Maschennetz zerschneidet. Dieser Setzkescher ist emotional wertvoll für mich. War ein Geschenk von Günther, einem Angler, der noch mit 85 Jahren an den Stadtsee meiner alten Heimat fuhr und seine Brassen fing. Wir mussten ihm das ein oder andere Mal das Futteral hinterhertragen, das er an einen Baum angelehnt stehen ließ und aufgrund seines hohen Alters schlicht vergaß. Er schenkte mir diesen Setzkescher damals. Heute lebt Günther nicht mehr. Auf diesem Blog wirst du es weiterhin alter Freund, denn Angeln verbindet Menschen über den Tod hinaus und dieser Setzkescher ist nicht nur ein Gegenstand, er ist das Symbol unserer Freundschaft. Charly und Günther mochten sich ebenfalls, beide warten nun am großen Himmelsteich.

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Hecht greift Setzkescher an und packt sich ein Rotauge
Ich hatte während der ganzen Hechtattacken eigentlich nur zwei Szenarien im Kopf. A) Er hat das Netz durchtrennt oder wird es gleich tun und meine Fische sind weg oder B) alles ist im grünen Bereich, denn er attackierte wohlmöglich nur Kleinfische um meinen Setzkescher* herum, die ihn als Deckung nutzten. Das Rätsel löste sich schnell von selbst durch ein Rotauge, das mit Schlagseite innerhalb des Setzkeschers obenauf trieb. Der Hecht hatte dieses Rotauge durch die Maschen gepackt und wie sich später herausstellte dabei keine einzige Masche durchtrennt, das Rotauge aber komplett zerwichst. Kleinere Wunden waren an der Bauchseite zu erkennen, das sah noch harmlos aus.

In der Seitenansicht wird klar, wie krass der Hecht dieses Rotauge durch die Keschermaschen hindurch nahezu entschuppte. Eine schwere Fleischwunde am Rücken zeugt vom heftigen Bisstrauma.

Der vermutliche Todestoß entstand knapp hinterm Kiemendeckel, wobei die Kiemen selbst nicht beschädigt wurden. Die Brustflosse war allerdings vom gesamten Bewegungsapparat abgetrennt, wohlmöglich könnte auch das Herz von den Hechtzähnen in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Das Rotauge lebte noch, war teils aber schon stocksteif, was vermutlich an einer stark verminderten Blutzirkulation und einer gestörten Herzfunktion lag. Mir blieb daher keine Wahl, ich schnappte mir mein Messer* und erlöste das Rotauge mit einem finalen Kiemenschnitt + Herzstich. Das mein Setzkescher keine einzige Masche nach der heftigen Attacke einbüßte ist für mich nach wie vor einfach nur verrückt.

Nicht das erste mal, das ein Hecht meinen Setzkescher attackiert
Es ist tatsächlich nicht das erste Mal, das ein Hecht meinen Setzkescher angegriffen hat. Vor Jahren erlebte ich ähnliches an einem anderen Teich, nur das jener Hecht kaum 40cm lang war, ich die aufeinanderfolgenden schnellen Einschläge gut hören konnte und ihn im glasklaren Wasser gut erkannte. Allerdings war meine Reaktion eine andere, anstatt zu Filmen schlug ich vollkommen perplex mit dem Kescher auf die Wasseroberfläche. Erst danach ging mir durch den Zwergenschädel, das ich daraus durchaus eine fähige Story hätte machen können. Ohne Bilder oder Videos glaubt einem nur leider keiner sowas. Bei mitunter 60 Ansitzen mit Setzkescher pro Jahr erlebte ich solche Hechtattacken nur 2x innerhalb von 10 Jahren. Wir dürfen die Wahrscheinlichkeit also als äußerst gering einschätzen.

Warum greifen Hechte Setzkescher an? Mastermind oder Blindfisch?
Naja. Setzkeschermaschen sehen quasi wie Hornkraut aus. Farblich war meiner heuer bläulich, das scheint aber keine Rolle zu spielen. Dicht aneinander schwimmende Rotfedern sind auch nichts ungewöhnliches, für einen Raubfisch eher die Regel. Für einen Hecht entsteht also nur der Eindruck von Nahrung, die sich in seinem Revier befindet. Vielleicht fühlte er sich auch herausgefordert, Hechte verteidigen ihre Reviere gegen Art und Fremdgenossen. Es wird gebissen, aber nicht zwangsläufig gefressen, dieses Verhalten ist in seiner standorttreuen DNA tiefgreifend verankert.
Was ich ausschließe sind kalkulierte Aktionen, weil Hechte leichte Beute im Setzkescher wittern. Wäre er so schlau, würde er das Netz einfach durchbeißen. Die Zähne dafür hätte er allemal. Er würde auch niemals in des Fischers Netzen landen, denn er wüsste, welches Schicksal ihn erwartet. Fische sind, auch wenn Tierrechtsorganisationen sich noch so bemühen und das Gegenteil für Spenden heraufbeschwören, keine sonderlich intelligenten und schon garnicht vorausschauenden Wesen. Dafür sind sie mit einem viel zu schroffen, eingeschränkten und lebensfeindlichen Lebensraum konfrontiert, in dem sich jede Art selbst die nächste ist. Es gibt keine Zeit für Schach, Smalltalk oder Sauna. Fressen, Ficken und Fortbestand stehen im Fokus, denn mehr offenbaren Gewässer mit klar definierten Grenzen und Feinden in jeder Ecke nicht.
Herzlichst, dein 16er-Haken











