Das Winkelpickern am Graben war für mich eine eine neue Erfahrung. Beinahe täglich spazierte ich am kleinen Gewässer vorbei, ohne auch nur einen Gedanken an das Angeln zu verschwenden. Irgendwann übermannte mich die Neugierde dennoch. Was ich beim Winkelpickern am Graben erlebte, erfahrt ihr wie immer Bericht. Viel Spaß beim Lesen!
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Dieser Graben war für mich totes Land
Bei meinen Spaziergängen mit dem Hund begehe ich viele verschiedene Gewässer. Einen kleinen Graben überquere ich dabei mindestens 5x die Woche. Ich sehe ihn also öfters als den Friseur oder die Frau an der Kasse. An das Angeln dachte ich dennoch nicht, wenn mein Blick sich auf seiner Wasseroberfläche verloren hatte.
Jedesmal lauerte ich auf einer Brücke, um Fische zu entdecken. Bis auf Spaziergänger und Schwäne gab es aber keine Anzeichen von Leben. Ich erkundete den Graben auf viele Kilometer. Tatsächlich schien der Abschnitt vor meiner Tür etwas isoliert zu sein. Flache Passagen und Hindernisse verhinderten den Durchlauf.
Trotzdem wollte ich dem Winkelpickern am Graben eine Chance geben. Meine Neugierde war sogar so groß, das ich ein aktives Loten in Erwägung zog. Da ich mir keinen Deeper* leisten wollte, schickte ich den Hund einfach in das Gewässer! Wenn er Anfing zu schwimmen, wusste ich um eine angenehme Tiefe. Schnell konnte ich einen Spot dank meines Vierbeiners finden.
Das Winkelpickern im Graben war ein taktisches Manöver
Nachdem ich eine kleine freie Stelle zum Pickern im Graben gefunden hatte, dauerte es nur wenige Tage bis zum ersten Ansitz. Mit sehr wenig Gepäck bahnte ich mir einen Weg an die verheißungsvolle Stelle. Ganz im Stile kleiner Gewässer verhielt ich mich äußerst ruhig. Es war schon komisch, weil ich ohnehin an keinen Biss glaubte. Trotzdem schlich ich am Ufer wie Graureiher entlang.
Wie ein Stein saß ich auf meinen Stuhl, nur um einige Minuten die Sonne zu genießen. Verdutzt schauten mich die Spaziergänger vom Gehweg auf der anderen Seite an. Sie konnten nichts mit einem Angler an einem Graben anfangen. Zumindest einen Gegenbeweis für meine absolute Stille konnte ich festhalten. Eine kleine Brandmaus saß genau vor meinen Füßen, sie sammelte heruntergefallene Krümel von meinem Lockfutter ein.
Ich spendierte meinem neuen Freund noch einige Maden, dann widmete ich mich dem Pickern im Graben zu. Tatsächlich fing ich aber mit dem Füttern über ein Körbchen* an. So richtig klar wurde mir erst später, das es überhaupt keinen Sinn ergeben hatte. Wozu sich um Ruhe bemühen, wenn ich danach eine Kanonenkugel versenke? Doof, oder?
Ich wechselte umgehend auf meine Montage zum Winkelpickern, um dem Graben gerecht zu werden. Meine ganze Ausrüstung möchte ich euch nicht unterschlagen:
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- Wurfgewicht: 200g
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Möge die Grabenschlacht beginnen
Zu Beginn des Pickerns setzte ich auf 2 Pinkies. Ich wollte mich über den Köder an die Art des Gewässers anpassen. Zwar steckte dahinter keine Logik, es fühlte sich aber gut an. Kurz darauf starte ich wie ein Adler auf die Spitze meines Winkelpickers.
Das sollte ich auch für eine sehr lange Zeit so machen. Fast 60 Minuten waren vergangen, einen Biss hatte ich beim Pickern im Graben aber nicht. Mein Gefühl an einer Geisterbahn zu sitzen bestärkte sich nur noch mehr.
Nach weiteren 20 Minuten blickte ich etwas resigniert auf mein Handy. Gedanklich abwesend beantwortete ich einige Fragen auf Facebook. Es musste ja passieren, was wir alle Kennen. Ein kleiner Zupfer! Entweder war es die Maus, welche an meiner Rolle spielte oder es gab hier doch etwas zu holen?
Tatsächlich folgte kurz darauf ein ernsthafter Kontakt. Die erste Rotfeder konnte beim Pickern im Graben gefangen werden. Ich war Stolz wie Oskar. Was des Karpfenanglers 50 Pfünder ist, war für mich dieser 50 Gramm schwere Weißfisch.
Ich war Zeitgleich etwas verwundert. Normalerweise zeigen sich die Rotfedern beim Sonnenbaden gerne an der Wasseroberfläche. Solch eine Beobachtung konnte ich bei aber meinen Spaziergängen nie machen. Vielleicht passten sie sich wegen Raubvögeln einfach an?
Nachfüttern oder nicht?
Etwas verunsichert war ich über mir den weiteren Verlauf meiner Strategie. Wenn ich jetzt nachfüttere, könnte ich die Fische unter Umständen verscheuchen. Auf der anderen Seite muss ich sie aber bei Laune halten? Es war die berühmte Sackgasse der Gedanken.
Normalerweise können wir das Verhalten eines Schwarms lesen, war diese eine Rotfeder aber nur ein Querschläger? Ich entschied mich für einen Mittelweg. Mit der Schleuder schoss ich einige Maden nach, um die Fische zu halten. Einige sehr kleine Bälle an Futter legte ich zur Sicherheit nach. Lautloser könnten wir am Graben nicht Winkelpickern.
Auf die Sekunde genau bekam ich im Takt von 10 Minuten jeweils dann einen weiteren Biss. Es waren immer wieder Rotfedern. Mich beschlich das Gefühl, das auch ein recht kurzer Drill misstrauen auslösen könnte.
Graben stellte mich beim Winkelpickern vor Herausforderungen
Irgendwie bekam ich den Ansitz nicht zum Laufen. Auch das Wechseln der Köder brachte keine nennenswerte Veränderung. Tatsächlich passierte für eine lange Zeit nichts. Nach einigen sehr kleinen Fischen folgte also wieder eine Phase ohne Bisse. Es war doch zum Mäusemelken. Aber selbst diese war nicht mehr anwesend. Ich fütterte nun wesentlich offensiver nach, um nicht komplett im Stuhl zu versinken.
Wie auf Bestellung ging die Spitze meines Winkelpickers kurz darauf krumm, der Graben ließ mich nicht hängen! Ein kleiner Brassen schnappte sich den Köder und er verkaufte sich sogar recht gut. Mit dieser Art von Fisch hatte ich eigentlich nicht gerechnet, wie wir uns doch manchmal täuschen können, oder?
Danach ging sogar die wilde Post ab, ich musste im falschen Film sein. Es gesellten sich noch Rotaugen dazu und sie Bissen sogar recht freudig! Hätte ich doch von Anfang an mehr füttern sollen?
Kleine Alande beim Winkelpickern und der König im Graben
Ich nuckelte gerade an meiner Wasserflasche, da Schlug die Spitze des Winkelpickers erneut stark aus. Reflexartig warf ich mein Getränk direkt in das Schilf, während ich den Anhieb setzte. Der Drill zeigte sich dieses mal intensiver, ich konnte sogar Kopfstöße spüren. Vom Gefühl her vermutete ich einen kleinen Döbel, am Ende war es aber ein Aland.
Mit diesen Kollegen hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Scheinbar schwimmen hier alle möglichen Arten von Fischen geschützt von unseren Blicken durch das kleine Gewässer. Kurz darauf konnte ich noch seinen kleinen Brüder fangen! Das Winkelpickern am Graben nahm endlich die erhoffte Fahrt auf. Die Rechnung machen wir aber bekanntlich nie ohne den Wirt.
Kurz nachdem ich meinen Winkelpicker nämlich abgelegt hatte, ging die Stange erneut Krumm. Der heftige Biss erinnerte an einen Karpfen oder eine Schleie. Ich nahm vor Schreck die Rute auf und war sofort überfordert. Mit solch einem Vollkontakt hatte ich einfach nicht gerechnet.
”Was war das denn bitte?”
Mein Picker parierte die Fluchten zwar, von einer Landung konnte trotzdem noch keine Rede sein. Als der Grabenkönig dann seinen Weg in das Schilf suchte, musste ich Gegenhalten. Was passieren musste, tat so richtig weh. Der Haken bog einfach auf.
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Brasse
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Der Fehler liegt manchmal im Detail
Ich musste mich danach erstmal hinsetzen und durchschnaufen. Mit einem so großen Exemplar hatte ich einfach nicht gerechnet. Das ich den König des Grabens nicht erkennen konnte, ärgerte mich aber am Meisten. Wer war der Unbekannte? Ich konnte mir keinen Reim daraus machen. Einen Karpfen hätte ich sehen müssen. Vielleicht ein großer Aland oder Döbel?
Nach diesem Ansitz hatte ich das Winkelpickern im Graben jedenfalls mit anderen Augen betrachtet. Jedesmal wenn ich die Brücke danach überquerte, mischten sich die Gefühle zwischen Leid und Freude. Eines kann ich euch aber versichern, den Grabenkönig werde ich noch fangen. Ich unterschätze solch kleine Gewässer jedenfalls nicht mehr!
Herzlichst, dein 16er-Haken